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Kultur: Tourismusmaschine

„KdF-Bad“ Prora auf Rügen soll Jugendherberge werden

An neuen Ideen für eine Nutzung des einstigen „Kraft durch Freude“-Bades Prora auf Rügen hat es bisher wahrlich nicht gemangelt. An der Umsetzung allerdings schon. Vom Kölner Architekten Clemens Klotz während des „Dritten Reiches“ entworfen, gilt die insgesamt 4,5 Kilometer lange Anlage als NS-ideologiebelastet – aber auch als Keimzelle des organisierten Massentourismus.

Gemeinsam mit dem Bundesamt für Bauwesen unternimmt das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) jetzt einen neuen Anlauf, um wenigstens einem Block der Anlage neues Leben einzuhauchen. Gemeinsam wurde ein Realisierungswettbewerb ausgelobt (Ausstellung der Ergebnisse bis 5. März, Leipziger Straße 60/61).

In rund zwei Jahren könnte am Strand der Ostsee eine Jugendherberge für rund 700 Gäste entstehen. Die Kosten sollen 8,4 Millionen Euro betragen, von denen das DJH mindestens 50 Prozent durch Zuschüsse und Förderungen aufbringen will. Mit dem Umbau würde die größte Jugendherberge in Deutschland entstehen. Gerade in diesem Bereich des Tourismus hat die Ostseeinsel Nachholbedarf: Während das wesentlich kleinere Sylt Gästebetten für rund 14000 Jugendliche vorhält, sind es nach Angaben des DJH auf Rügen derzeit magere 900.

Der mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf der in Rotterdam arbeitenden Deutschen Architekten Andre Kempe und Oliver Thill verzichtet im Gegensatz zu zahlreichen anderen Wettbewerbsbeiträgen auf eine expressive Umgestaltung der Fassade der denkmalgeschützten Anlage. Stattdessen rechnet die Wettbewerbsjury unter dem Vorsitz von Rebecca Chestnutt (Berlin) dem Entwurf hoch an, dass er sich „auf Erhaltung und Umbau der historischen Substanz beschränkt“. Die einstige Liegehalle soll künftig den neuen Erschließungskern der Anlage bilden, Aluminiumfenster sollen der Fassade einen zurückhaltenden Akzent verleihen. Mit Zweibettzimmern und Tagungsräumen soll die Jugendherberge auch für eine Nutzung außerhalb der Kernsaison von März bis Oktober gerüstet werden. Ziel ist, dass von dem zurückhaltenden Umbau von Block 5 zur Jugendherberge der dringend benötigte Impuls für Prora ausgeht, um den verbleibenden, gewaltigen Hauptteil des Bau- und Geschichtsdenkmals in Bundesbesitz wiederzubeleben.

Jürgen Tietz

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