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Wolfgang Niedecken, Musiker und Sänger der Gruppe BAP. Am Dienstag, den 30. März, wird er 70 Jahre alt.

© Oliver Berg/dpa

Wolfgang Niedecken über Bob Dylan: Unfassbar schlaffer Händedruck

Vom Greenwich Village über Woodstock in die Kölnarena: Der BAP-Mastermind Wolfgang Niedecken begibt sich mit einem Buch auf die Spur von Bob Dylan

Erstmals von Angesicht zu Angesicht trifft Wolfgang Niedecken seinen Helden im Mai 2000 backstage in der Kölnarena. Wim Wenders macht ihn und Bob Dylan miteinander bekannt, „und ich bin völlig überrascht, wie unfassbar schlaff sein Händedruck ist.“

Viel reden tun sie nicht, auch nicht ein paar Jahre später, als Niedecken dem „Meister“ nach einem Konzert in Saarbrücken ein Instrument überreicht.

Dieses Mal bekommt er von Dylan sogleich die Ghetto-Faust entgegengestreckt: „Anscheinend war ihm das mit dem zu festen Händedruck nicht nur mit mir passiert.“
Niedecken erzählt von diesen ja doch eher unspektakulären persönlichen Treffen in seinem Buch über Bob Dylan, das gerade in der KiWi-Musikbibliothek (228 Seiten, 14 €.) erschienen ist, pünktlich zu Niedeckens 70. Geburtstag am 30. März und Dylans 80. im Mai.

Niedecken war 2017 auf der Spur von Bob Dylans Amerika

Den Charme dieser Reihe macht in den gelungeneren Fällen aus, dass der Zugang zu den Musikern, denen die jeweiligen Bücher gewidmet sind, immer ein individueller ist, die Erzählung sich aus der lebenslangen Begeisterung der Autor:innen speist, ihrem Fantum.

Das ist auch bei Niedecken so, selbst wenn er dabei, großer Kölner Popstar, der er zumindest hierzulande ist, nicht wenig aus seinem "BAP"-Musikerleben und von den eigenen Produktionen erzählt. Niedecken wirkte 2017 maßgeblich bei einer fünfteiligen Arte-Produktion über „Bob Dylans Amerika“ mit, die hier den Rahmen für diese Art Dylan-Erinnerungstour abgibt.

Es geht vom New Yorker Greenwich Village, wo Dylan seine Karriere begann, über Duluth, wo er als Robert Zimmerman 1941 geboren wurde, und dem nicht weit entfernten Hibbing, wo er aufwuchs, bis an die Westküste Hier spielt der „Meister“, wie Niedecken ihn wie so viele Dylan-Fans immer wieder nennt, in San Diego ein Konzert in einem Casino.

Auch sein Schlaganfall vor zehn Jahren ist Thema

Niedecken erinnert sich vor dem Hintergrund dieser Reise, wie er selbst die Kunst Kunst sein ließ, um Musiker zu werden, wie ihn „Like A Rolling Stone“ vom Bassisten zum Sänger machte, wie er von Dylan Mitte der siebziger Jahre wieder ab kam, ihn dann aber 1978 bei seinem ersten Auftritt in der Bundesrepublik in Dortmund live spielen sah.

Und er schildert die Begegnungen mit Leuten, die Dylan kennen, Tourmanager, Fotografen etc, wobei es ihm erstaunlich gut und elegant gelingt, die zeitlichen Ebenen zu wechseln.

Auch seinen Schlaganfall 2011 und wie es dazu kam lässt Niedecken nicht unerwähnt; oder wie er und die „Arte“-Crew in San Francisco ausgeraubt wurden.

Das erscheint überflüssig, wird aber durch Anekdoten an anderer Stelle wettgemacht. Etwa der aus New Orleans, wo Niedecken einen erst unleidigen Krabbenfischer trifft, der ihm von einem Erlebnis mit einem anderen europäischen Musiker berichtet, dessen Name ihm gerade nicht einfällt. Die Frau des Krabbenfischer ruft dann: Paul McCartney.

Ja, doch, es steckt einiges in Niedeckens persönlichen Erinnerungen drin: Dylan, Niedecken selbst, die USA, die Beatniks, Zeitgeschichte, aktuelle Politik. Selbst wenn man der Musik beider nicht so viel abgewinnen kann: Das Büchlein hat Unterhaltungswert.

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