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Kultur: Unsere Bäuche gehören uns

Im Kino: die französische Komödie „17 Mädchen“.

„Der By-Pakt“ oder „Schwanger im Team“ waren die Artikel im Sommer 2008 überschrieben, die von einer Massenschwangerschaft an einer Schule bei Boston berichteten. Dort waren 17 Teenager gleichzeitig schwanger geworden – mit voller Absicht. Als Hintergrund vermutete man mangelndes Selbstwertgefühl und die Suche nach Anerkennung und bedingungsloser Liebe.

Nun kommt der Stoff als Spielfilm ins Kino – von der US-Ostküste in eine bretonische Hafenstadt versetzt, ziemlich weit weg von Aki Kaurismäkis Le Havre oder dem Nantes von Jacques Demy. Das einstmals bedeutende Lorient wurde im Krieg völlig zerstört, nach dem Wiederaufbau in den fünfziger Jahren stechen heute nur noch Fischerboote in See. Perspektiven gibt es hier kaum, erst recht nicht in der Krise. Aus Lorient stammen auch Muriel und Delphine Coulin, die Regisseurinnen von „17 Mädchen“. Sie kennen den Provinzmief zwischen Schule, plüschigem Jungmädchenzimmer und Herumhängen am Spielplatz. Da hilft nur Träumen – am besten gleich vom neuen Leben.

Warum da nicht vom Kindsein flugs ins Mutterdasein wechseln, autonom und solidarisch? Mit vierzehn gilt Freundschaft doch noch alles. So fantasieren sich Florence, Flavie und die anderen nach einer ersten ungewollten Schwangerschaft in die gemeinsame Jungmütter-Zukunft als idyllische Großkommune mit gegenseitigem Kinderhüten, während Lehrer und Eltern – im Film hübsch satirisch überzogen – über die Hintergründe des lokalen Babybooms räsonieren.

Für Momente blüht die kollektive Utopie – bevor dann doch jede allein vorm Kinderwagen sitzt. Die Darstellerinnen – darunter Louise Grinberg und Roxane Duran – agieren präzise, die Kamera mischt sich unaufdringlich ins Geschehen, und das alles in Farben so frisch wie der Wind am Meer. Und auch das noch: Die Szenenabfolge wurde chronologisch gedreht. So sieht man den siebzehn Pubertierenden zwar auf die falschen Bäuche, aber ein bisschen beim echten Älterwerden zu. Silvia Hallensleben

Cinemaxx, Moviemento; OmU im

Eiszeit und Hackesche Höfe

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