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Klezmer-Legende Giora Feidman: Unter Freunden
Giora Feidman feiert in Berlin sein 75-jähriges Bühnenjubiläum - und schenkt dem Jüdischen Museum eine Klarinette.
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Wenn Giora Feidman mit ausgebreiteten Armen den Glashof des Jüdischen Museums Berlin betritt, spürt man, dass hier ein Freund unter Freunden steht. Unter Standing ovations, gestützt von einen Mitarbeiter, geht der 86-jährige Meister der Klarinette auf das Podium. Es muss nichts mehr bewiesen werden an diesem außergewöhnlichen Abend. Und so steht das Konzert, wie Feidman anfangs in einer kurzen Ansprache erklärt, im Zeichen des Dankes: Für das Privileg, in Berlin spielen zu können, an einem Ort wie dem Jüdischen Museum; für gewachsene jüdisch-deutsche Beziehungen, die er als machtvollsten Ausdruck von „Menschkeit“ empfindet.
Diese „Menschkeit“, hergeleitet vom jiddischen „Mensch“ (gute, edle Person), durchzieht das Programm, die Musik entsteht im Dialog von Bühne und Publikum. Gleich zu Beginn, bei Leonard Cohens „Hallelujah“, fordert Feidman das Publikum zum Mitsingen auf. Das Weinen, Trillern, Glucksen und Kichern der Klarinette verschmilzt mit der menschlichen Stimme.
Von Bach geht es über Mozart zu Ragtime und Tango
Begleitet vom Pianisten Sergej Tcherepanov zeichnet Giora Feidman musikalische Stationen seines Lebensweges nach: Bachs Choral „Jesu bleibet meine Freude“ und Mozarts Klarinettenkonzert fehlen ebenso wenig wie Joplins „Entertainer“ und Gardels Tango „Por una cabeza“. Nie steht die Virtuosität im Vordergrund, sondern Feidmans Anliegen, die Menschen an seinem Inneren teilhaben zu lassen. Der Abend verklingt mit dem Gebet „Eli, Eli“ und Shemers „Jeruschalajim schel Sahav“.
Es ist Feidmans Klarinette, die hier Abschied nimmt: Nach dem Konzert wird sie im Jüdischen Museum in der Dauerausstellung zu sehen sein. Wie Direktorin Hetty Berg betont, wird mit dem Instrument, das „so viele Menschen glücklich und froh und auch melancholisch gemacht hat“, auch etwas von Feidman in Berlin bleiben. Dieses spezielle Instrument mag damit verstummt sein, aber der Musiker Giora Feidman ist es noch lange nicht. Bei künftigen Konzerten gibt es Gelegenheit, am Klang der „Menschkeit“ teilzuhaben.
Tye Maurice Thomas
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