zum Hauptinhalt
Sängerin Fatma Said kam in Kairo zur Welt und hat an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin studiert.

© James Bort

Unterwegs nach Ägypten: Fatma Said und das Konzerthausorchester

Das Konzerthausorchester unter der Leitung von Alondra de la Parra begleitete Sopranistin Fatma Said und verband ägyptische Musik mit europäischen Kompositionen.

Von Keno-David Schüler

Zu einem Ausflug gen Orient laden Artist in Residence Fatma Said und das Konzerthausorchester unter der Leitung der mexikanischen Dirigentin Alondra de la Parra ein. Das Motto „Unterwegs nach Ägypten“ beschränkt sich allerdings keineswegs auf ägyptische Musik, sondern beschirmt ein farbenfrohes Programm mit gleichermaßen europäischen Größen wie de Manuel de Falla, Georges Bizet oder Maurice Ravel. Es sind vor allem die kurzen, kurzweiligen Stücke, die sich in den Abend hinein reihen.

Ravels Vocalise-étude und die 5 griechischen Gesänge korrespondieren mit Bizets „Adieux de l´hôtesse arabe“. De Fallas zwei Dreispitz-Suiten liefern mit jeweils etwa zehn Minuten Spieldauer schon die üppigsten zeitlichen Dimensionen.

Die ursprüngliche Ballettmusik für das legendäre Ensemble „ballets russes“ des russischen Impresarios Sergei Diaghilew bedient sich traditionellen spanischen Tanzformen, charakteristischen Idiomen andalusischer Musik und der modal beeinflussten Harmonik des Cante Flamenco. Die Umsetzung der feingliedrigen musikalischen Zellen der Partitur verhandelt zuweilen brillante Raffinesse zugunsten des äußeren Effektes.

In den Liedern wird Fatma Saids ausdrucksvoll warme Stimme leider stellenweise vom dichten Orchesterklang der mittleren Lagen überwuchert. Beachtenswert erscheinen die drei ägyptischen Lieder des 1964 geborenen Sherif Mohie El Din. Insbesondere im zweiten gelingt es mittels harmonischer Versatzstücke, die die (zumindest westliche) Erwartungshaltung geschickt in die Irre führen, den Zuhörer zu fesseln.

Jack Whitbourn hat in „Zahr Al-Khayal“, frei übersetzt „Blumen der Einbildung“, den Text eines ägyptischen Papyrus (1275 v. Chr.) komponiert. Das Gedicht richtet sich in leidenschaftlicher Sehnsucht an einen geliebten Menschen. Der britische Komponist empfängt den verdienten Applaus der Uraufführung seines Stückes persönlich.

Die mitteleuropäischen Tendenzen, die schon aus de Fallas Suiten gesprochen haben, bleiben auch in der Musik der ägyptischen und argentinischen Komponisten der zweiten Konzerthälfte unüberhörbar. Die arabischen Texte der Lieder von Ángel Gregorio Villoldo, Farid El Atrash und Mohammed Abdel Wahab funkeln im bunten Konzerthauslicht in Fusion mit Tango-, Italo-Pop-, Schlager-, Operetten- oder Marsch-Topoi. Damit klingt selbst das Unerhörte des Abends noch sehr vertraut.

Das zahlreich anwesende Publikum kommt voll auf seine Kosten. In das laute Schluss-Bravo wedeln gar ägyptische Flaggen aus dem Parkett. Sicherlich ist es gelungen, und das ist der kuratorische Verdienst, Menschen, die eher lose Berührungspunkte mit westlicher Kunstmusik haben, in das Konzerthaus zu locken. Denjenigen aber, die sich auf neue, zeitgenössische ägyptische Musik gefreut haben, ist die Enttäuschung vom Gesicht abzulesen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false