Jedes Kind will Feuerwehrmann werden, später Kranfahrer und irgendwann Popstar. In der Regel legt sich das nach den ersten Flötenstunden und sie werden doch noch Juristen. Aber für Kinder, die von ihrem Traum nicht lassen wollen, gibt es jetzt die passende Erziehungsanstalt: Valicon, eine Art Schloss Salem der Musikindustrie. Valicon ist ein Produzententeam aus Berlin, das sich um den deutschen Popnachwuchs kümmert. Aber anders als Dieter Bohlen will es sich nicht öffentlich als Zuchtmeister der Jugend inszenieren. Ihr Motto lautet: „Reich und unbekannt.“ Insgesamt acht Produzenten, die gleichzeitig als Gesangstrainer und Songwriter arbeiten, gehören zur Firma. Sie sind die Schattenmänner von Deutschlands gesuchten Superstars wie Tobias Regner, Mike Leon Grosch oder den Preluders. Sie erfüllen Popträume, ohne gesundheitsschädlich zu sein. Ihr Know-how haben die Star-Fabrikanten nach eigenen Angaben fast alle am Music College in Berlin-Friedrichshain erworben. Wer hätte gedacht, dass die Wiege des neuen deutschen Pop in der ehemaligen Musikfachschule der DDR steht? Auch das Valicon-Ensemble ist wie eine Schule organisiert. Für jeden Arbeitsschritt gibt es einen Pop-Pädagogen, der den Künstlern hilft, es selbst zu tun. Aber am Ende schreiben sie vermutlich doch die Texte selbst und komponieren die Musik eigenhändig, denn es muss schnell gehen. Nur eineinhalb Monate nach dem Ausscheiden aus einer Casting-Show muss ein Album auf dem Markt sein. So formt Valicon Stars, auf die ihre Eltern stolz sein können. Valicon-Absolventen wie Silbermond sind für den Echo, der am Sonntag in Berlin verliehen wird, nominiert. Valicon selbst übrigens auch. Falls ihnen der Musikpreis verwehrt bleibt, gibt’s vielleicht den „Deutschen Schulpreis“. Früher holte man Kinder von der Straße. Heute vom Fernsehen.
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