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Am Sonntag überrtägt das ZDF um 9 Uhr 30 den katholischen Gottesdienst wird aus der Kapelle Katharinen-Krankenhaus in  Frankfurt am Main.

© ZDF und Katholische Hörfunk- und

Verkündigungssendungen in Hörfunk und Fernsehen: Muss der Beitragszahler die Sendungen der Kirchen bezahlen?

Die evanglische und katholische Kirche dürfen 14 Stunden Programm bei ARD, ZDF und Deutschland selber gestalten - und die Sender bezahlen.

Joachim Huber
Eine Kolumne von Joachim Huber

Stand:

Im Jahr 2022 hatte die evangelische Kirche in Deutschland rund 19,15 Millionen Mitglieder. Im Vorjahr waren es noch 19,73 Millionen. Die katholische Kirche zählte 2022 20,9 Millionen Mitglieder. 2021 waren es noch 21,6 Millionen. Laut „Spiegel“ sind erstmals seit Jahrhunderten mehr als 50 Prozent der Menschen in Deutschland weder römisch-katholisch noch evangelisch. 1990 lag der Anteil bei 72 Prozent.

Bedeutung lässt nach

Unzweifelhaft sinken Wahrnehmung, Bedeutung und Einfluss der beiden Konfessionen. Kirche ist noch nicht an den Rand der Gesellschaft geraten, bewegt sich aber dorthin. Trotzdem genießen evangelische und katholische Konfessionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk weiterhin einen Sonderstatus. In Hörfunk und Fernsehen, bei ARD, ZDF und Deutschlandradio bekommen sie mittels Drittsenderecht 14 Stunden Sendezeit pro Woche zugestanden, die sie als Morgenandachten oder als Gottesdienste in eigener Hoheit gestalten. Weitere Besonderheit: Die Sender bezahlen diese Programme, für die selber keine Verantwortung tragen.

Ob dieser Status so aufrechterhalten bleiben muss? Der Redaktionsausschuss des Rundfunks Berlin-Brandenburg wendet sich gegen die Senderechte der Kirchen im Programm der ARD-Anstalt. Es sei „nicht nachvollziehbar, warum die Kirchen nach wie vor selber im RBB Programm machen dürfen“. Das sei „ein Recht, was keiner anderen Gruppierung eingeräumt wird“, schreibt der Ausschuss. Weiter heißt es: „Entweder bekommen auch andere gesellschaftliche Gruppen die Möglichkeit, Programm zu machen - oder alle sind gleichermaßen Gegenstand journalistischer Berichterstattung.“

Der evangelische Medienbischof Volker Jung sagte dazu, es sei ein Missverständnis, die Verkündigungssendungen als „Werbung der Kirche für die eigene Sache“ zu betrachten. Sie leisteten vielmehr einen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft und würden Menschen in ihrem Leben zu stärken.

Wenn Protestanten und Katholiken, dann auch Muslime, Juden und Orthodoxe? Wäre das eine Lösung? Vor dem Hintergrund der Kirchenmitglieder ist es der Mehrheit der Beitragszahler nur schwer zu vermitteln, warum sie dieses Sonderrecht mitbezahlen müssen. Sollten die Kirchen ihre Verkündigungssendungen auf eigenen medialen Wegen verbreiten? Das würde natürlich die Reichweite verkleinern. Muss das die öffentlich-rechtlichen Sender aber so bekümmern, dass der Status quo auf jeden Fall erhalten bleibt?

Keine Lösung wäre es, wenn die Konfessionen mittels einer medialen Reformation aus den Programmen vertrieben werden, dafür zeugen selbst die schwindenden Mitgliederzahlen für eine große, weiterhin bestehende Relevanz. Aber eines darf passieren: Dass die evangelische und die katholische Kirche ihre Verkündigungssendungen selber bezahlen. So viel Einsatz für den lieben Gott darf schon sein.

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