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Szene aus dem Dokumentarfilm „W Ukrainie/In Ukraine“ von Piotr Pawlus und Tomasz Wolski.

© Piotr Pawlus

Vom Weiterleben in Trümmern: Doku „In Ukraine“: Was vom Frieden übrig ist

Piotr Pawlus und Tomasz Wolski sind mit der Kamera von der Westukraine bis an die Ostfront gereist. Der eindrückliche Dokumentarfilm läuft im Forum der Berlinale.

Am Anfang, ganz im Westen des Landes, ist der Krieg sehr weit weg. Da sind nur Hinterlassenschaften, Ahnungen – oder zerstörte Panzer als Fotomotiv, mit der Ehefrau am Kanonenrohr. Sightseeing in der Ukraine, im Sommer 2022. Eingestürzte Brücken, zerbombte, verkohlte Fassaden, davor die bunten Klettergerüste und Schaukeln eines Kinderspielplatzes. Männer in weißen Schutzanzügen fahnden nach Munition.

Oder das Bücherregal, das noch an einer Brandmauer hängt. Der Blick auf den Küchentisch, den die aufgerissene Hauswand freigibt. Ruinenästhetik: Wie schön brutale Zerstörung doch aussehen kann. Man ertappt sich bei moralisch zweifelhaften Wahrnehmungen in diesem Dokumentarfilm.

Von der Westukraine bis an die Ostfront

Piotr Pawlus und Tomasz Wolski sind mit der Kamera von der Westukraine bis ganz an die Ostfront gereist. Erst Dörfer und kleinere Städte, dann Kyjiw, schließlich Charkiw.

In der Hauptstadt leben die Menschen in der U-Bahn, es gibt Borschtsch, auf dem Land spielen Kinder mit Plastikrohren Krieg. Ein Fahnenmeer weht auf dem Friedhof, junge Freiwillige trainieren auf einer blühenden Sommerwiese. Bis das Regie-Duo mit Soldat:innen im Wald hockt, wo Schüsse und Bomben fallen.

Sichtbare Tapferkeit

Der meist stille, aber eindrückliche Dokumentarfilm verzichtet auf jegliches Interview, und auf Protagonisten. Vielleicht bringt „In Ukraine“ einem die Menschen in den Kulissen des Krieges gerade deshalb so nahe.

Als Zaungast registriert man die Zähigkeit all dieser Menschen, in der Provinz und Metropolen, wenn sie dem Krieg Alltag, Weiterleben, Normalität abtrotzen.

Mit Sperrholzplatten anstelle von Fenstern, provisorisch reparierten Autos und einer Bootsfähre neben der kaputten Brücke. Und an den Kontrollpunkten werden die Autofahrer nach ukrainischen Wörtern gefragt, so erkennt man Seinesgleichen.

In politischen Reden wird oft die Tapferkeit der Ukrainerinnen und Ukrainer gewürdigt. Hier kann man die Tapferkeit sehen, so lapidar sie erscheinen mag, in Cinemascope.

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