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Von „Blade Runner“ bis Pizza-Gate: Das Videospiel „Nobody Wants To Die“ verspricht ewiges Leben
Im Videospiel „Nobody Wants To Die“ deckt ein Detektiv die elitären Machenschaften innerhalb einer dystopischen Metropole auf. Leider muss auch die spielerische Freiheit dran glauben.
Stand:
New York im Jahr 2329, die Stadt ist zur Megapole geworden, ihre Bauten ragen schwindelerregend in die Höhe und Tiefe. Stetiger Regen, mal mehr, mal weniger ätzend, markiert das Stadtbild, in dem auch ewige Nacht zu sein scheint.
Ewigkeit, das ist der zentrale Aspekt des neuen Videospiels des polnischen Entwicklerstudios Critical Hit Games: „Nobody Wants To Die“. Und tatsächlich, in der beschriebenen Zukunft hat die Gesellschaft das Unmögliche geschafft: Sie ist unsterblich.
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Das menschliche Bewusstsein von Millionen Individuen wird im sogenannnten „Ichorite“ gespeichert und kann, wenn denn genug Geld da ist, auch in menschliche Körper eingespeist werden. Dieser finanzielle Aspekt ist zugleich auch allwährender gesellschaftlicher Konflikt in einer durch die Eliten beherrschten Welt.
Jünger, schöner und gesünder ist der mit dem meisten Geld. Neugeborene sind deshalb angehalten, ihre Körper bis zum 21. Lebensjahr gut zu pflegen, denn hiernach erlischt ihr Recht auf die fleischliche Hülle, und ihr Körper kommt unter den Hammer.
Spiegel dieser Welt und gleichzeitig ihr größter Kritiker ist die Hauptfigur James Karra. Der abgehalfterte Polizist, der in einem früheren Körper mal Baseballchampion war, ist nun Alkoholiker und schert sich um seinen neuen Körper recht wenig.
Karra hat mit seinem neuen Körper Probleme, er nimmt Medikamente, um nicht wieder von ihm getrennt zu werden. Während dieser schmerzvollen Phasen erscheint ihm immer wieder seine verflossene Ex-Frau, die den abgehalfterten Cop mit seinem früheren Leben quält.
Um nicht gänzlich dem Sog aus Einsamkeit, Selbstmitleid und Nihilismus zu verfallen, nimmt Karra einen verzwickten Fall an, gemeinsam mit der Analystin Sara, die ihm per Funk zugeschaltet ist.
Ein hoher Funktionär aus der New Yorker Elite wurde brutal in seinem Elfenbeinturm ermordet. Spielende müssen als Karra den Tatort analysieren und den Tathergang rekonstruieren. Hierbei stehen ihnen zahlreiche technische Mittel zu Verfügung.
„Nobody Wants To Die“ orientiert sich dramaturgisch am amerikanischen Detektivroman der 1940er Jahre, spielmechanisch an First-Person-Games wie „Firewatch“ oder „The Invincible“.
Karras Filmnoir-typische Monologe, die er vor dem Stadtpanorama auslässt, sind gleichermaßen handlungsbestimmend wie die Gespräche mit Sara, bei denen Spielende aus mehreren Antwortmöglichkeiten aussuchen müssen und so den Ausgang der Story beeinflussen.

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Doch so stark die fesselnde, dichte Handlung ist, so sehr blockiert sie die atmosphärisch und aufwendig gestaltete Spielwelt. Als Spieler möchte man auch mal mit dem fliegenden Auto durch die Häuserschluchten gleiten, den Regen auf den Fenstern prasseln hören und die neonlichtdurchflutete Metropole in ihrem ganzen Blues genießen.
„Nobody Wants To Die“ lässt mit hohem Erzähltempo in den knapp fünf Spielstunden wenig Luft zum Atmen. Und auch das scheint nur logisch in diesem New York, das unfassbar bleibt. Unfassbar groß, weit, hässlich und doch eigenartig schön.
Trotzdem ist nicht zu fassen, dass in all diesem Moloch niemand zur Überdosis greift, niemand zur Rasierklinge. Suizid erscheint in „Nobody Wants To Die“ kein Ausweg mehr zu sein, nicht für die Mehrheit. Die hat so sehr Angst vor dem Tod, dass sie lieber die Hölle auf Erden erträgt, als die Erlösung im Nichts zu finden.
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