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Kultur: Wagenlast

Forum (1): Moncada Rodríguez’ „El Inmortal“

Eine Holzkirche im Wald. Menschen, die Seelen sammeln und Geldscheine von anderen, die diese selbst nötiger hätten. Doch vor allem die von Kriegsgräueln verwüsteten Frauenseelen sind anfällig für die Botschaft der Sektierer. Als in Nicaragua 1990 die Sandinisten die Wahl gewannen, war der Krieg zwar vorbei, das Land aber längst im Griff USamerikanischer Zersetzungsstrategien. Der zweite Dokumentarfilm der 1972 in Spanien geborenen Regisseurin Mercedes Moncada Rodríguez ist eine Heimreise mit vor Schreck geweiteten Augen, mögen auch keine zerfetzten Leiber mehr am Straßenrand liegen. „El Inmortal“ heißt der Lastwagen, der uns ins Dorf mitnimmt, wo die Familie Rivera mit einigen Hühnern haust. Damals im Krieg brannte ihr Haus nieder, zwei der Kinder wurden von den Contras verschleppt, der andere Sohn ging zu den Sandinisten. Was für Bilder und Töne lassen sich finden für die flüsternd umherirrenden Dämonen und Gespenster? Mercedes Rodríguez hat einen Soundtrack komponieren lassen, der in seiner perkussiven Eindringlichkeit Puristen verstören dürfte. „El Inmortal“ ist auch ein Versuch, die Grenzen der dokumentarischen Filmsprache auszuloten. Ein Wagnis, ebenso offenmütig wie notgeboren. Denn die Reisende weiß am Ende keine Antworten, tröstende schon gar nicht. S.H.

Heute, 17 Uhr (Cinestar 8); morgen, 17 Uhr (Babylon); 18.2., 20 Uhr (Arsenal)

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