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Kultur: Wände, Decken

sieht Galerieräume mit völlig neuen Augen Es liegt im Material der Sache. Das Wort „Happo“ leitet sich im Japanischen vom Begriff für aufgeschäumtes Polystyrol ab.

sieht Galerieräume mit völlig neuen Augen Es liegt im Material der Sache. Das Wort „Happo“ leitet sich im Japanischen vom Begriff für aufgeschäumtes Polystyrol ab. Der Begriff „En“ steht für Garten. Aber was ist ein „Happou En“? Besucher im Ostasiatischen Museum müssen bis Juli auf das  unter diesem Titel angekündigte „Teehaus aus Styropor“ des japanischen Künstlers Yoshiaki Kaihatsu warten. Erst dann wird seine temporäre Räumlichkeit aus Verpackungsmaterial zu besichtigen sein. Kaihatsu lädt darin zur Teezeremonie mit umbesetzten Rollen. Der Künstler ist Gast, während die Besucher den Tee servieren. In eben dieser Rolle, als Gast in Berlin, hat er vor zwei Wochen im Künstlerhaus Bethanien sein Studio bezogen. Während er dort noch das Atelier einrichtet, lässt sich in der Galerie Murata & Friends bereits seine zweite Ausstellung sehen (Rosenthaler Str. 39, bis 16.7.). Unter dem Titel „Ceiling“  hat Kaihatsu die Galeriedecke mit Verpackungsmaterial abgehängt. Ihre Rippen, Raster, Rundungen erhalten durch zielgenaue Beleuchtung eine veränderte Erscheinung. Die Negativform kehrt sich um. Eine daoistische Fingerübung, denn das Eine kann immer auch das Andere sein.

Allein: „Kann man Werke machen, die nicht ,Kunst-Werke’ sind ?“ Duchamps Frage von 1913 brachte dieses Paradoxon auf den Punkt. In der Galerie Mehdi Chouakri (Holzmarkstr. 15–18, bis 16.7.) wird sie erneut gestellt. Gerwald Rockenschaubs räumliche Interaktionen wollen konventionelles „Kunst-Werk“ nicht sein. Er hat das Gemäuer rechterhand in Anthrazit bestrichen, die weiße Mauer vis-à-vis des eintretenden Besuchers erhielt einen schwarzen Ring mit weißem Punkt gemalt, gleich einer Iris. Der Eingang selbst wird von einem grünen Gatter belagert.  Rockenschaub verstellt die Galerie, auch symbolisch. Denn I wish I was , so der Titel, lässt den Assoziationen freien Lauf. Erst in dieser Reduktion, Rockenschaubs Markenzeichen, wird die Gewölbestruktur sommerlich leicht, erst wirklich sichtbar.

Thea Herold

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