Weihnachtsgedicht: Geschichte eines Pfefferkuchenmannes von Paul Richter

Das Gedicht von Paul Richter erzählt die Geschichte eines Lebkuchenmannes. Das ganze Gedicht gibt es auf der Tagesspiegel-Weihnachtsseite!

1. Strophe

Es war einmal ein Pfefferkuchenmann, von Wuchse, groß und mächtig,

und was seinen innern Wert betraf,

so sagte der Bäcker: „Prächtig“.

2. Strophe

Auf dieses glänzende Zeugnis hin erstand ihn der Onkel Heller

und stellte ihn seinem Patenkind,

dem Ftitz, auf den Weihnachtsteller.

3. Strophe

Doch kaum war mit dem Pfefferkuchenmann der Fritz ins Gespräch gekommen,

da hatte er schon – aus Höflichkeit –

die Mütze ihm abgenommen.

4. Strophe

Als schlafen ging der Pfefferkuchenmann, da bog er sich krumm vor Schmerze:

an der linken Seite fehlte fast ganz

sein stolzes Rosinenherze!

5. Strophe

Als Fritz tags drauf den Pfefferkuchenmann, besuchte, ganz früh und alleine,

da fehlten, o Schreck, dem armen Kerl

ein Arm schon und beide Beine!

6. Strophe

Und wo einst saß am Pfefferkuchenmann die mächtige Habichtsnase,

da war ein Loch! Und er weinte still

eine bräunliche Sirupblase.

7. Strophe

Von nun an nahm der Pfefferkuchenmann ein reißendes, schreckliches Ende:

Das letzte Stückchen kam schließlich durch Tausch

in Schwester Margeretchens Hände.

8. Strophe

Die kochte als sorgfältige Hausfrau draus für ihre hungrige Puppe

auf ihrem neuen Spiritusherd

eine kräftige, leckere Suppe.

9. Strophe

Und das geschah dem Pfefferkuchenmann,

den einst so viele bewundert

in seiner Schönheit bei Bäcker Schmidt,

im Jahre neunzehnhundert.

(Paul Richter)