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885,7 Millionen Euro kann Klaus Lederer allein in diesem Jahr verteilen.

© picture alliance/dpa

Kulturpolitik in Berlin: Wer gewinnt, wer verliert?

Berlins Kultursenator Klaus Lederer hat viel vor im Doppelhaushalt 2022/23. Aber auch die Abgeordneten setzen Akzente.

Städte wie Frankfurt und München sparen bei der Kultur, der Berliner Senator Klaus Lederer dagegen kann im Doppelhaushalt 2022/23 sogar über mehr Geld verfügen. Der hauptstädtische Kulturetat steigt von 786,6 Millionen Euro auf 885,7 Millionen Euro in diesem Jahr und 2023 auf 905,8 Millionen Euro. Darin sind jeweils Corona-Hilfen in Höhe von 31,9 Millionen Euro (2022) respektive 22,8 Millionen Euro (2023) enthalten. „Die Aufwüchse erlauben uns, Angefangenes auf gleichem Niveau fortzuführen, in vielen Fällen erneut zu verstärken, Titel besser als im vergangenen Haushalt auszustatten und den Folgen der Pandemie zu begegnen“, resümiert der Kultursenator zufrieden.

Auch anfallende Tarifsteigerungen müssen nicht aus den künstlerischen Etats der Institutionen bezahlt werden, sondern werden von der Kulturverwaltung ausgeglichen. Dafür stehen 9,6 respektive 15 Millionen Euro im Doppelhaushalt zur Verfügung. Geld vom Staat gibt es auch für die Anhebung der Honorare von freiberuflichen Guides und für die Ausstellungsvergütung bildender Künstler:innen. Die Kinder- und Jugendtheater erhalten ab 2023 zusätzlich 350 000 Euro.

Die Kulturarbei in den Bezirken soll weiter ausgebaut werden

Keine Abstriche soll es bei den geplanten Baumaßnahmen im Kulturbereich geben. Die Planungen zur Sanierung und Erweiterung der Komischen Oper beispielsweise gehen uneingeschränkt weiter. Für die Anmietung von Arbeits- und Proberäumen können in diesem Jahr zusätzlich 1,5 Millionen Euro ausgegeben werden, 2023 dann sogar drei Millionen Euro. Und die dezentrale Kulturarbeit in den Bezirken soll weiter ausgebaut werden: Dafür hat Klaus Lederer 2022 eine Million Euro zusätzlich eingeplant, im kommenden Jahr sind es drei Millionen.

Neu in die institutionelle Förderung aufgenommen werden die beiden Kunstvereine n.b.k. und nGbK. Für sein Herzensprojekt, den Tag der Clubkultur, macht der Senator weiterhin 500 000 Euro pro Jahr locker. Für seinen Schwerpunkt im Bereich Kolonialismus stehen ab 2023 jährlich 100 000 Euro zusätzlich zur Verfügung. Und im Bereich Denkmalschutz wird die neue Jugendbauhütte ab dem kommenden Jahr mit einem Zuwachs von einer halben Million Euro gestärkt.

Opernstiftung und Musicboard müssen Kürzungen hinnehmen

Jede Menge gute Nachrichten also für die Kulturszene, die der Senator verkünden kann. Er selber musste allerdings einige Korrekturen an seinem Etatentwurf während der Haushaltsberatungen vor der Sommerpause hinnehmen. Denn über die Mittelvergabe durch die Verwaltungen entscheidet ja nicht der Senat, sondern das Parlament. Im zuständigen Kulturausschuss haben die Abgeordneten eigene Akzente gesetzt. So wurde zur Gegenfinanzierung das Budget der Stiftung Oper in Berlin um 642 000 Euro im Jahr 2022 und um 730 000 Euro im Folgejahr abgesenkt. Auch das Musicboard Berlin bekommt weniger staatliche Förderung, pro Jahr wurden 288 000 Euro gestrichen.

Gewinner der Haushaltsberatungen sind vor allem etliche kleinere Institutionen. Der Zuschuss für das integrative Theater Ramba Zamba wird um 100 000 Euro erhöht, auf künftig 1,27 Millionen Euro pro Jahr. Der Chorverband Berlin erhält 50 000 Euro mehr, das auf Alte Musik spezialisierte Ensemble der Lautten Compagney ebenfalls. Lettrétage, die Ankerinstitution für die freie Literaturszene, kann sich über 70 000 Euro zusätzlich freuen, der Berufsverband Bildender Künstler über ein Plus von 80 000 Euro. Das Fotomuseum C/O Berlin erhält künftig eine Viertelmillion Euro mehr pro Jahr.

Die Tanzförderung wird aufgestockt

Neu in die Förderung aufgenommen wurde das Prime Time Theater: Die Bühne, die für ihre Live-Sitcom „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“ bekannt und beliebt ist, erhält jährlich jetzt 150 000 Euro von der Kulturverwaltung. Ebenfalls erstmalig wird das Computerspielmuseum unterstützt: Es erhält eine Jahreszuwendung von 40 000 Euro.

Mehr Geld gibt es auch für Recherche- stipendien im Bereich Bildende Kunst (plus 387 000 Euro) sowie für die freien Gruppen im Bereich Jazz und Ernste Musik (plus 200 000 Euro). Berlin Mondiale, ein Netzwerk von Künstler:innen, die im Bereich „urbane Praxis“, Migration, Asyl und Exil tätig sind, wird künftig mit 150 000 Euro mehr pro Jahr ausgestattet. Wichtig war den Abgeordneten auch die Stärkung der Tanzförderung, die 2022 um 250 000 Euro aufgestockt wird, 2023 dann um 285 000 Euro.

Um das gesamte Stadtgebiet flächendeckend mit Angeboten des Kinder- und Jugendtheaters bedienen zu können, stehen für Gastauftritte in bislang unterversorgten Kiezen künftig 100 000 Euro mehr zur Verfügung. Eher symbolischen Wert haben die Zuschüsse an fünf Unterhaltungsbühnen: Mit je 20 000 Euro jährlich für den Wintergarten, das Chamäleon, das Kriminaltheater, das Tipi am Kanzleramt und die Bar jeder Vernunft wollen die Parlamentarier ihre Wertschätzung für die dort geleistete Arbeit zum Ausdruck bringen.

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