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Musiker:innen des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin mit ihrem Chefdirigenten Vladimir Jurowski.

© Peter Meisel

Wie funktioniert ein Sinfonieorchester?: Kommunikation ist alles

„Im besten Fall haben wir unsere Antennen überall“: Musikerinnen und Musiker des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin geben Einblicke in ihre Arbeit.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

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Für viele wirkt es wie ein Mysterium: Ein Dirigent – und inzwischen immer öfter auch die Dirigentin – bewegt den Taktstock, und sofort macht das Orchester die herrlichste, komplexeste, bewegendste, mitreißendste Musik. Die Person in der Bühnenmitte repräsentiert die Partitur, lässt die Musik durch sich hindurchströmen, sendet ihre Gedanken und Gefühle zu den Noten an die Mitspieler weiter – und verantwortet die Interpretation doch niemals allein.

In der Saisonbroschüre des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin für die kommende Saison 2025/26 dreht sich alles um die Frage, wie groß der Anteil des Kollektivs an einer gelungenen abendlichen Aufführung ist. Im Idealfall findet ein osmotischer Austausch zwischen Maestro und Musikern statt.

Gemeinsam atmen

„Ich sitze 20 Meter vom Dirigenten entfernt“, sagt Paukist Arndt Wahlich, „aber wenn er die Augenbraue einen Tick höher zieht, reagiere ich sofort darauf, indem ich im Bruchteil einer Sekunde umsetze, was er will.“

Und sein Kollege Jakob Eschenburg fügt hinzu, dass er natürlich wissen muss, welche anderen Instrumente wann mit ihm dieselben Noten spielen: Sind es beispielsweise die Hörner, behält er sie im Blick, um seinen Schlag anpassen zu können, falls die Bläser in einer Passage zwischenatmen müssen.

Vertrauen aufbauen

Stets aus dem Augenwinkel beobachten alle Musikerinnen und Musiker ihren Konzertmeister. Also den Geiger oder die Geigerin am ersten Pult der 1. Violinen. Er ist der Katalysator zwischen Dirigent und Orchester, gibt dessen Energie an die Gruppe weiter. Dabei muss er auch jene Kolleginnen und Kollegen spüren, die in seinem Rücken sitzen.

Der Konzertmeister ist außerdem dafür zuständig, dass es den Streichern gelingt, gemeinsam ein Pizzicato zu spielen, also exakt zeitgleich ihre Saiten zu zupfen. Das geht nur, wenn alle einen gemeinsamen Puls spüren.

Überhaupt, das wird in allen Texten deutlich, kommt es auf gegenseitiges Vertrauen an, auf Mikrokommunikation zwischen den einzelnen Instrumentengruppen und auf Schwarmintelligenz. „Im besten Fall haben wir unsere Antennen überall“, sagt RSB-Cellistin Konstanze von Gutzeit.

Und dieser ganze fantastische Multitasking-Aufwand dient nur einem einzigen Ziel: für uns, das Publikum, den gedruckten Notentext einen unwiederbringlichen Moment lang zum Leben zu erwecken. Danke!

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