zum Hauptinhalt
Iván Fischer im Konzerthaus.

© Marco Borggreve

Iván Fischer dirigiert Mahlers Dritte: Wie ist die Welt so weit

Besuch vom Ehrendirigenten: Iván Fischer Fischer interpretiert Mahlers Dritte mit dem Konzerthausorchester.

Gerade war er in Spanien unterwegs, wo er eine Tournee des BR-Symphonieorchesters rettete. Weil er den Taktstock von Zubin Mehta übernahm, stand auch Mahler auf dem Programm. Das Medienecho war gewaltig. Iván Fischer hat mit 71 Jahren eine künstlerische Freiheit erreicht, die auch jene begeistert, die am Klassikmarkt zweifeln.

Er ist überall gefragt, strebt nach keinem Chefposten, kehrt aber gerne zu Orchestern zurück, denen er sich verbunden fühlt. So wie dem Konzerthausorchester, dessen Ehrendirigent Fischer ist. Selten war ein Titel passender.

Mit Mahlers Dritter folgt ein weiterer Baustein des Symphonien-Zyklus, den sich Fischer und Christoph Eschenbach, sein Nachfolger am Gendarmenmarkt, teilen. Wieder wird viel am Orchester-Layout getüftelt, Blechbläser und Pauken finden sich geteilt und weit voneinander entfernt platziert, um die größtmögliche Expansion des Klangs zu erzielen.

Das Fin de Siècle liegt fern

Das ist das Wunder dieses Abends: der weite Atem, der dieses gigantische, klingende Weltkonstrukt durchweht und trägt. Die Konzentration unter den Musiker:innen ist stark, ihre Versenkung in die Musik beinahe meditativ.

Anna Lucia Richter (eingesprungen für Gerhild Romberger) muss in diesem beseelten Orchester ihre Stimme stark kontrollieren, um in die Tiefe vorzudringen. Fischer strebt inmitten seines Riesenensembles nach einer Kammermusik mit vielen Mitspielern.

Und er rückt als intimer Kenner ein Mahler-Bild zurecht, das viel zu lange um ein hochneurotisches Fin de Siècle kreiste. Wie viel Zartheit liegt in dieser Dritten, wie viel Erfindungskraft, wie viel Trost (noch einmal am heutigen Sonntag, 16 Uhr).

Zur Startseite