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Dominik Wollenweber spielt bei den Berliner Philharmonikern sowohl Englischhorn als auch Oboe.

© Denis Glicksman

Dominik Wollenweber und "The Art of English Horn": Zum Heulen schön

Seit Jahrzehnten ist er der wohl beste Englischhornist der Welt. Aber jetzt erst hat Dominik Wollenweber sein erstes Solo-Album herausgebracht.

Er ist in jeder Hinsicht ein herausragender Musiker. Da sind die 2,04 Meter Körpergröße und die mächtige Haarmähne - doch vor allem beeindruckt Dominik Wollenweber natürlich als Künstler, als Meister der traurig-sehnsuchtsvollen Töne. Das Englischhorn ist sein Instrument, seit 29 Jahren spielt er es nun schon bei den Berliner Philharmonikern. Sein Platz ist in der Mitte des Orchesters, bei den Holzbläsern, denn das Englischhorn gehört zur Oboenfamilie.

Charakteristisch ist sein birnenförmiges Schallstück – das „Liebesfuß“ genannt wird. Weil es dem Instrument einen warmen, milden Klang verleiht, der zudem auf eine Weise dunkel und melancholisch werden kann, klagend und schmerzhaft, dass es dem Publikum unmittelbar ans Herz geht. Die Komponisten der Romantik haben darum einige der schönsten Soli für das Englischhorn reserviert – und Dominik Wollenweber bläst sie wie kein zweiter.

Der langsame Satz aus Dvoraks "Neunter" darf nicht fehlen

Umso erstaunlicher, dass sich der 1967 geborene Bayer erst jetzt entschlossen hat, ein Solo-Album herauszubringen (beim Label Supraphon). Dessen Titel „The Art of the English Horn“ jedenfalls scheint absolut angemessen für einen weltweit bewunderten Ausnahme-Interpreten wie ihm. Natürlich darf die todtraurige Melodie des Hirten aus dem 3. Akt von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ dabei nicht fehlen, ebenso wenig wie das weit ausschwingende Thema aus dem langsamen Satz von Antonin Dvoraks 9. Sinfonie, das die endlosen Horizonte der nordamerikanischen Landschaften beschreibt. Und auch „Der Schwan von Tuonela“ aus der Lemminkäinen Suite des Finnen Jean Sibelius ist so ein Stück, mit dem Englischhornisten sogar den hartleibigsten Konzertbesucher zum Weinen bringen können.
Doch Dominik Wollenweber zelebriert auf dem Album nicht nur „schöne Stellen“, sondern stellt auch seine stilistische Vielseitigkeit unter Beweis, mit einem barocken Virtuosenkonzert, das der Arrangeur Wolfgang Renz aus Bachs „Osteroratorium“ destilliert hat, mit dem vor Eleganz und Esprit nur so funkelnden Quartett für Englischhorn, Violine, Viola und Cello von Jean Francaix aus dem Jahr 1970 sowie Franz Schuberts bittersüßem Impromptu Nr. 3, bei dem die Pianistin Anna Kirichenko Wollenweber zartfühlend begleitet.

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