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Der Charlottenburger Kulturmacher Arno Reckers.

© HWK Cottbus

Zum Tod des Kulturmachers Arno Reckers: Kommt raus, ins Offene!

Er prägte die Brandenburgischen Sommerkonzerte: der passionierte Berliner Kulturmacher Arno Reckers ist gestorben

Von Frederik Hanssen

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Alle und jeder waren ihm willkommen bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten. Aus dem Projekt wendeseliger Berliner, die 1991 das Festival gegründet hatten, um ihre Entdeckungsreisen ins Umland mit musikalischen Genüssen in Dorfkirchen und Herrenhäusern zu krönen, machte Arno Reckers ein Veranstaltungsprogramm, das gleichermaßen für die Leute vor Ort gedacht war wie für die Städter.

Und bald saßen bei den „Klassiker auf Landpartie“ tatsächlich genauso viele Brandenburger im Publikum wie Berliner. Anders als der extrovertierte Festivalgründer Werner Martin hielt sich Arno Reckers dabei als Gastgeber stets dezent im Hintergrund, organisierte stillschweigend alle Probleme weg, auf dass es seine Künstler und seine Besucher bei den ländlichen Events so angenehm wie möglich haben sollten.

Ein perfekter Gastgeber

Dabei besaß der 1957 Geborene durchaus Bühnenpräsenz. Bevor er 2004 zunächst als Konzertmanager zu den Brandenburgischen Sommerkonzerten stieß, hatte er als Schauspieler und Filmproduzent gearbeitet, war bestens vernetzt in den Off- und Subkulturszenen der einstigen Mauerstadt.

Ein Charlottenburger Bohemien, mit großer Liebe zu den Landschaften und Weinen Italiens. Die Geschäftsführung der Sommerkonzerte, die er seit 2006 innehatte, war für ihn mehr als ein Job, nämlich eine echte Herzensangelegenheit.

In der kalten Jahreszeit tingelte er unermüdlich über die Dörfer, um Kontakt zu den brandenburgischen Partnern zu halten, zu den regionalen Freundeskreisen, der Lokalpolitik, den Pfarrer:innen und Schlossbesitzern. Immer wieder gelang es ihm, neue Orte ausfindig machen, um die Sommerkonzerte bis in die entlegensten Zipfel des Bundeslandes zu bringen.

Neugier auf überraschende Programme

Außergewöhnliche Ensembles zu engagieren, war seine Passion. Neben den großen Orchestern, berühmten Knabenchören und Instrumentalvirtuosen war bei ihm immer auch viel Platz für Überraschendes, für eine Begegnung von Tuba und Harfe, für ein Quintett mit drei Perkussionisten, Kontrabass und Klavier oder auch für den „Männergesangverein Walhalla zum Seidelwirt“.

Und die Stammkundschaft buchte gerade diese schrägen Programme besonders gerne. Im Frühjahr 2019 endete die Ära des grenzenlos neugierigen, lebensbejahenden, durchaus auch streitbaren Kulturmanagers bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten, nach schwerer Krankheit ist Arno Reckers jetzt in einem Berliner Krankenhaus gestorben.

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