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Zum Tod von Richard Chamberlain: Mit Bibel, Schwert und Scham
Der US-amerikanische Schauspieler wurde durch Fernsehserien wie „Die Dornenvögel“ und „Shogun“ bekannt. Seine Rollen machten Chamberlain zum Frauen-Schwarm. Er selbst war schwul, womit er lange haderte.
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„In jedem Augenblick, ob ich wach bin, schlafe oder bete, bist du in meinem Herzen“, sagt Pater Ralph mit ernstem Blick zu Meggie, der Liebe seines Lebens. „Ich brauche einen Mann, der immer an meiner Seite ist“, entgegnet sie dem Geistlichen, nach dem sie sich seit ihrer Jugend verzehrt.
Weil diese Liebe immer eine verbotene blieb, bot sie genügend Dramastoff für insgesamt 463 Fernsehserien-Minuten. „Die Dornenvögel“ nach dem gleichnamigen Roman der australischen Schriftstellerin Colleen McCullough lief ab den Achtzigern auch im deutschen Fernsehen und machte Richard Chamberlain als Pater Ralph hierzulande berühmt.
Geboren 1934 in Beverly Hills wurde der Sohn eines Vertreters schon in den Sechzigern mit der Krankenhausserie „Dr. Kildare“ zum TV-Star. Gleichzeitig machte er sich als Sänger romantischer Balladen einen Namen, um Ende der sechziger Jahre für einige Zeit nach England zu ziehen, wo er unter anderem in der BBC-Adaption „The Portrait of a Lady“ mitwirkte und Theater spielte.
Sein blendendes Aussehen verhalf Chamberlain ab den Siebzigern zu vielen TV- und Film-Rollen, wobei er häufig in historischen Produktionen zu sehen war. So schwang er den Säbel in diversen Musketier-Filmen und das Samurai-Schwert in der Serie „Shogun“. Er verkörperte den Graf von Monte Christo und den Frauenheld Casanova.
Richard Chamberlain selbst war schwul, was er öffentlich lange geheim hielt. Erst in seiner 2003 veröffentlichten Autobiografie sprach er offen darüber. Der „New York Times“ sagte er einmal, dass er aufgewachsen sei in dem Bewusstsein, „dass Schwulsein das Schlimmste ist, was man sein kann. Ich nahm an, das etwas mit mir nicht stimmte.“ Selbst sein Film-Ruhm habe daran wenig geändert.
Bis ins hohe Alter war Chamberlain weiter als Schauspieler aktiv. So spielte er 2017 in einer Episode von David Lychns „Twin Peaks“-Revival mit und 2019 im Filmdrama „Finding Julia“. Jetzt ist er mit 90 Jahren auf Hawai gestorben, wo er seit Ende der Achtziger wohnte.
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