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Werner van Bebber

© Kai-Uwe Heinrich

Auf den Punkt: Alle gefoppt

Werner van Bebber über Friedbert Pflüger und die Berliner Mauerpartei CDU

Das war es dann wohl für Friedbert Pflüger. Ganze dreieinhalb Tage lang hat der CDU-Fraktionschef die Auseinandersetzung um den Landesvorsitz durchgehalten. Am Donnerstagvormittag hatte er dem Berliner CDU-Vorsitzenden Ingo Schmitt überraschend den Kampf angesagt, in der Nacht zum Montag gab Pflüger auf.

Der Mann, der 2006 angetreten war, um der Berliner Union Hoffnung zu geben, ist nun wohl fast am Ende seiner Mission. Gewiss, die Vormänner der Partei haben versprochen, Pflügers Kurs mitzutragen. Doch das bedeutet nicht viel. Denn Pflüger hat mit seinem angekündigten Machtkampf gegen Ingo Schmitt der Partei eine neue Richtung und den Richtungswechsel als Person deutlich machen wollen. „Hier ist Bewegung“, wollte er sagen, „wir kommen aus den Hinterzimmern und gehen rein in die Stadt, dorthin, wo die Neu-Berliner sind, die Intellektuellen, die Migranten, die Grünen, die jungen Familien.“

Aber diese Bewegung, das haben sie Pflüger in der nächtlichen Krisensitzung beigebracht, ist nicht erwünscht. Die Machthabenden in der Berliner CDU haben ihren gerne vorpreschenden Fraktionschef ganz einfach einbetoniert. Wie lange er seine Autorität als Fraktionschef noch behaupten kann, steht dahin. Neben der Partei hat auch die Fraktion in ein paar Monaten ihren Vorstand neu zu wählen. In der Fraktion sind einige am Ende ihrer Geduld mit Pflüger. Was er selbst heute beim Blick in den Spiegel empfindet, möchte man sich lieber nicht vorstellen.

Ingo Schmitt und Klaus Wowereit haben allerdings an diesem Montag gute Gründe zu feiern. Schmitt hat sich abermals durchgesetzt, um es freundlich zu sagen. Er hat bewiesen, dass die Berliner CDU bis auf weiteres mit sich selbst beschäftigt sein wird und nach dem Prinzip funktioniert: Was die Kreischefs wollen, das ist Parteiinteresse. Derzeit wollen sie Ruhe, um miteinander abzumachen, wer auf welchem Listenplatz in den Bundestag einzieht -, weniger als Volks- denn als Parteiinteressenvertreter.

Wowereit wird nun den als Oppositionsführer bis vor kurzem anerkannten Pflüger bei dessen nächsten Auftritten ausgiebig foppen und belächeln können - nach dem Motto: Nach Jamaika folgt Ihnen ja nicht mal die eigene Partei.

Die hat sich in der Opposition selbst eingemauert.

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