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Glosse: Bao Bao lebte nach seiner Fasson. Ein Problem?
Was ein toter Panda mit der Familien- und Steuerpolitik der CDU zu tun haben kann.
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Die Liebe ist ein seltsames Spiel, hat Connie Francis mal gesungen. Vor langer Zeit, da war Bao Bao noch nicht geboren. Jetzt hat es das Bärchen hinweg gerafft. Ob es wirklich zu wenig Liebe war, die dem Berliner Kuscheltier chinesischer Herkunft in seinen 34 Jahren unterkam, wer will das im Nachhinein sagen. Vielleicht war auch der Erfolgsdruck zu hoch? Die Erwartungshaltung? Wurde auch Bao Bao mit Panda-Pornos stimuliert? Darüber hatte schon Connie gerätselt: „Sie (also die Liebe) nimmt uns alles, doch sie gibt auch viel zuviel“.
Vielleicht hatte er sich mit seinem Singledasein einfach abgefunden wie manch anderer, der es mit der Liebe nicht so hat, zumindest öffentlich: „Der liebe Gott hat es so gefügt, dass ich unverheiratet und allein durchs Leben gehe“, äußerte sich neulich ein hochrangiger CDU-Politiker. Oder war es Langeweile? Zu viel gutes Essen? Es soll ja Tonaufnahmen geben, wo man hört, wie Bao Bao genussvoll ein Bambussstöckchen nach dem anderen hinunter schreddert.
Ich wage mal diese Spekulation: Das Tierlein hat sich den Gepflogenheiten seines Gastlandes angepasst. Gut essen und 1,3 Kinder zeugen. Und nicht mal dazu reichte es. Dabei musste er sich weder um Kitaplätze noch um Ehegattensplitting Gedanken machen. Nur hat es, wie gesagt, ihm nichts genützt. Keine Hinterlassenschafften als besagte Fressgeräusche.
Eine Potsdamer Christdemokratin und Bundestagsabgeordnete, Staatssekretärin im Umweltministerium und somit kurioserweise ihrem oben genannten lebenslustigen Single-Kollegen zur Seite gestellt, zeigte sich jetzt ebenfalls besorgt: Ohne Kinder, vor allem die ehelichen, keine Zukunft! Gleichgestellte homosexuelle Partnerschaften könnten dieses traditionelle Familienmodell bedrohen. Nur kann man eben keinem vorschreiben, wie er leben und lieben und Kinder kriegen will. Keinem Berliner Bao Bao und keinem Brandenburger.
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