PORTRÄT DORIS HEINZE EX-NDR-FERNSEHFILMCHEFIN:: „Bestechlich bin ich nicht gewesen“
Am heutigen Montag sprechen die Richter im Landgericht Hamburg ihr Urteil über Doris Heinze. Die frühere NDR-Fernsehfilmchefin ist angeklagt wegen Bestechlichkeit und schwerer Untreue.
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Am heutigen Montag sprechen die Richter im Landgericht Hamburg ihr Urteil über Doris Heinze. Die frühere NDR-Fernsehfilmchefin ist angeklagt wegen Bestechlichkeit und schwerer Untreue. Der Staatsanwalt fordert eine dreijährige Haftstrafe und 40 000 Euro Geldstrafe. Die Verteidigung fordert dagegen sieben Monate auf Bewährung.
Die Causa Heinze ist ein doppelter Fall. Da ist ihr Sturz aus der Beletage des öffentlich-rechtlichen Senders, da ist der Fall selbst, der ausreichend Ingredienzen für ein spannendes Drehbuch hat. 1991 wurde die gebürtige Mülheimerin Leiterin des Programmbereichs Fernsehfilm, Spielfilm und Theater beim NDR. Bis zur Suspendierung im August 2009 brachte ihre Abteilung fast 400 Filme in die Programme von ARD und NDR. Das machte die ausgewiesene Fachfrau Heinze einflussreich und mächtig. Sie erfand „Tatort“-Kommissare wie Charlotte Lindholm (Hannover) oder Klaus Borowski (Kiel). Für manche Produktion lieferte sie das Drehbuch selbst. Als Doris Heinze und, wie die Ermittlungen ergaben, auch als „Marie Funder“.
Dafür bekam sie das volle Honorar von 26 000 Euro, wo Heinze als NDR-Angestellte nur die Hälfte kassierte. Das System funktionierte und wurde ausgeweitet. Ihr Mann, Claus Strobel, schrieb unter dem Pseudonym „Niklas Becker“ Vorlagen, die die Fernsehspielchefin zur Produktion freigab. So an Heike Richter-Karst, die dann die Drehbücher des Ehepaars für den NDR verfilmte. Vor Gericht stehen alle drei, aber im Zentrum des damaligen Geschehens im Sender wie auch des aktuellen vor der Wirtschaftskammer steht Doris Heinze. Sie sagte in ihrem Schlusswort, sie sei sich bewusst gewesen, dass die Verschleierung ihres richtigen Namens Unrecht gewesen sei. Die juristische Dimension sei ihr aber nicht klar gewesen. Sie habe gute Filme machen wollen.
„Bestechlich bin ich in meinem ganzen Leben nicht gewesen.“ Ebenso vehement wehrte sie sich gegen die „Unterstellung“ der Staatsanwaltschaft, der Prozess sei geeignet, ihr neues Buch bekannter zu machen. „Höhere Gewalt: Karl Hieronymus Schröders erster Fall“ ist ein Krimi, Bezüge zur Autorin soll er nicht enthalten.
Doris Heinze vermittelte vor Gericht den Eindruck einer von eigener Schuld und vom großen Schicksal geschlagenen Frau. In ihrer Amtszeit war sie eine attraktive, exquisit gekleidete Erscheinung. Bei Autoren und Produzenten war sie gefürchtet, einer nannte sie „Eisvogel“. Tempi passati. Joachim Huber
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