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Meinung: Billige Drohung

Nordkorea will den Waffenstillstand aufkündigen

So ist das mit Diktatoren: Außer Säbelrasseln fällt ihnen wenig ein. Wie ein wütendes Kind, das um Aufmerksamkeit bettelt, eskaliert Nordkoreas Kim Jong Il fast täglich den Streit mit den USA. Jetzt droht er sogar, den seit 1953 bestehenden Waffenstillstand mit Südkorea aufzukündigen. Und alles nur, weil die USA das tun, was die Welt stets verlangt: Sie wollen sich an die UN wenden. Die soll nach geeigneten Maßnahmen suchen gegen ein Regime, das auf eklatante Weise gegen internationale Verträge verstößt.

Nordkorea hat die Provokationen sorgfältig geplant. Man glaubte, die USA zu Konzessionen zwingen zu können, weil der Irak die Kräfte der Supermacht bindet. Die Rechnung ging nicht auf. Können die Amerikaner doch nicht den arabischen Aggressor bestrafen und den fernöstlichen belohnen. Jetzt heißt es aus Washington, man befürworte ein von den UN autorisiertes See–Embargo. Angesichts der Vergehen Nordkoreas und der Tatsache, dass das Regime Waffen an viele Schurken dieser Welt liefert, wäre das sicher angebracht. Allerdings weiß die US-Regierung, dass sie auch Gesprächsbereitschaft signalisieren muss. Denn sonst drohen Probleme mit dem Verbündeten, den man eigentlich schützen will: Südkorea.

Trotz oder gerade wegen der 37 000 US-Soldaten, die die Grenze zum Norden sichern, macht sich in Südkorea zunehmend antiamerikanische Stimmung bemerkbar. Hier setzt man auf Entspannung, will die Sonnenscheinpolitik nicht gefährden, die in den 90ern zur Annäherung geführt hat. Die jüngste Drohung Nordkoreas wird in Seoul als Beweis der Schwäche gesehen, sie sei gerichtet gegen amerikanisch-südkoreanische Manöver Mitte März. Früher hätten die Nordkoreaner mit eigenen Manövern geantwortet. Heute könnten sie sich das wirtschaftlich nicht mehr leisten. Drohungen sind billiger.

Nordkorea will das Unmögliche: Sich aus der Isolation befreien, von den USA einen Nichtangriffspakt bekommen – und die Bombe behalten. Um dies zu erreichen, verhält sich Nordkorea wie das, was es nicht mehr sein will – ein Schurkenstaat. Nachgeben kann die Weltgemeinschaft dieser kruden Taktik nicht. UN und USA müssen hart bleiben im Prinzip: Verträge sind zu erfüllen, das Atomprogramm ist einzustellen. Gleichzeitig muss den Nordkoreanern aber auch ein Weg eröffnet werden, aus dem Schurkenstatus herauszufinden. Eine Gratwanderung.

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