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Meinung: Das andere Amerika

Das kommt einem bekannt vor: Der konservative Wahlsieger propagiert den Neuanfang – und setzt doch auf Kontinuität. Er rückt rhetorisch näher an die USA – und betont zugleich die Abgrenzung von der Supermacht.

Das kommt einem bekannt vor: Der konservative Wahlsieger propagiert den Neuanfang – und setzt doch auf Kontinuität. Er rückt rhetorisch näher an die USA – und betont zugleich die Abgrenzung von der Supermacht. Und er war einst für den Militäreinsatz im Irak, will davon aber nichts mehr wissen. Nein, nicht von Angela Merkel ist die Rede, sondern von Stephen Harper. Dessen Konservative Partei hat die kanadischen Parlamentswahlen gewonnen und die jahrelange Dominanz der sozialliberal eingestellten Liberalen Partei gebrochen. Die Parallelen zum Wechsel in Berlin sind offensichtlich. Daneben gibt es einige kanadische Besonderheiten. Der wichtigste Unterschied: Ottawas künftiger Regierungschef ist ein noch schwächerer Sieger als Merkel. Er gewann die Wahl, verfehlte aber die Mehrheit. Koalitionen sind in Kanada unüblich, also ist er für jedes größere Vorhaben darauf angewiesen, Unterstützer im Parlament zu finden. Das schwächt Harper – und stärkt die Hoffnung, dass von seiner Regierung eine sachorientierte, konsensuale Politik zu erwarten ist, die von der neokonservativen Rhetorik weit entfernt ist, derer sich der Kandidat in der Vergangenheit bediente. Ein Rechtsruck jedenfalls, wie ihn die Gegner der Konservativen für das „andere Amerika“ jetzt befürchten, ist kaum zu erwarten. lvt

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