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Harry Nicolaides: "Das muss ein schlechter Traum sein"

Der australische Buchautor Harry Nicolaides sitzt in Thailand wegen Majestätsbeleidigung im Gefängnis. Nur eine Begnadigung kann ihm helfen.

Harry Nicolaides braucht Hilfe. Doch nur der König kann ihn retten. Harry, das ist der arme Australier, den sie in Thailand zu einer Gefängnisstrafe verurteilt haben. Wegen angeblich majestätsbeleidigender Sätze, die er in seinem Roman „Verisimilitude“ schrieb. Fast fünf Monate saß er in U-Haft, in einem Gefängnis, wo es nur eine Toilette für 60 Häftlinge gibt. Als einige Gefangene sich prügelten, musste Nicolaides zusehen, wie ein Mann starb. Er schrie nach einem Arzt, doch die Wächter reagierten nicht.

Nicolaides kommt aus einer anderen Welt. Aus Ost-Doncaster, einem Vorort der netten Stadt Melbourne an Australiens Südküste. „Das muss ein schlechter Traum sein“, rief der 41-Jährige am Montag in Bangkok auf dem Weg in den Gerichtssaal. Der Kopf wurde ihm geschoren, er war gefesselt wie ein Schwerverbrecher. Harry Nicolaides kämpfte mit den Tränen. Er bekannte sich schuldig. „Drei Jahre Haft“, urteilte der Richter.

In Nicolaides Romansätzen geht es um „romantische Verwicklungen“ der Königsfamilie, um viele „Haupt- und Nebenfrauen“ und um einen „Zirkel von Geliebten“. Ein anderer Autor, Paul Handley, hatte in einem Sachbuch geschrieben, dass Thailands Könige – die Chakri-Dynastie hat den Thron seit knapp 300 Jahren inne – früher jeweils mehrere Dutzend Kinder gezeugt hätten. Der aktuelle Regent, seine Majestät Bhumibol Adulyadej, lebe allerdings monogam. Handley war vorsichtig, er verließ Thailand vor seiner Publikation und kehrte nie zurück. Beiden Autoren dürfte bekannt gewesen sein, dass Majestätsbeleidigung in Thailand mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden kann.

Nicolaides schickte Manuskripte zur Abnahme an den Königshof. Er bekam nie eine Antwort. 2005 ließ er 50 Exemplare drucken. Nur sechs wurden gekauft. Der Verfasser blieb unbehelligt, fünf Mal konnte Nicolaides problemlos nach Thailand ein- und wieder ausreisen. Im Norden des Landes hatte er sich verliebt. Dort, in der Stadt Chiang Rai, gab er bei längeren Aufenthalten Englischunterricht. Und er schrieb.

Vergangenes Jahr nahmen sie ihn dann plötzlich fest. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass meine Sätze Gefühle verletzen“, sagt er nun. Er hat sich öffentlich entschuldigt. Geständnis und Entschuldigung sind gute Ideen. Die Kombination gilt als Voraussetzung für die einzige Chance, die Nicolaides auf schnelle Freilassung hat: König Bhumibol könnte ihn begnadigen. Moritz Kleine-Brockhoff

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