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Gut inszeniert: Die erste Rede des syrischen Staatschefs Assad nach über einem halben Jahr.

© Reuters

Assads Rede: Der Diktator denkt nicht daran, die Selbstzerstörung seiner Nation zu stoppen

Der syrische Staatschefs zeigt der Weltöffentlichkeit voller Zynismus, wohin in dem Bürgerkrieg die Reise geht. Die Gefahr ist groß, dass der Funken der Katastrophe auch auf die leicht entzündlichen Nachbarn Irak und Libanon übergreift - und damit die ganze Region entflammt.

Schlimmer hätte das neue Jahr für Syrien nicht beginnen können. Nicht nur die Hunderttausenden Flüchtlinge in ihren kalten Notunterkünften, auch die übrige Weltöffentlichkeit bekam am Sonntag von dem syrischen Diktator zynisch und ohne Umschweife angekündigt, wohin jetzt in dem Bürgerkrieg die Reise geht. Das Regime in Damaskus setzt auf militärische Eskalation, ruft seine Anhänger zur totalen Mobilmachung auf, ohne dass es auf der politischen Seite irgendwelche substantiellen Konzessionen erkennen lässt. Bashar al-Assad wird seinen Platz nicht freiwillig räumen, klammert sich an die jahrzehntelang usurpierte Macht. Der Diktator denkt gar nicht daran, die Selbstzerstörung seiner Nation zu stoppen und den Absturz Syriens zu einem gescheiterten Staat mit chronischer Gewalt, Entführungsbanden, Bombenserien und ethnischen Mordkampagnen vielleicht doch noch abzuwenden.

Was das für Alltag und Zukunft der Bürger bedeutet, haben Syriens unglückliche Nachbarn Irak und Libanon bereits schmerzlich erfahren. Zehn Jahre ist es her, dass der damalige US-Präsident George W. Bush seine Divisionen an Euphrat und Tigris schickte, um Diktator Saddam Hussein zu stürzen. Seitdem ist die Gewalt im Zweistromland endlos und allgegenwärtig. Zwanzig Jahre liegt der Bürgerkrieg im Libanon zurück – und immer noch entlädt sich die innere Polarisierung in schweren, politisch motivierten Gewalttaten. Assads Opernhaus-Rede hat Syriens Katastrophe nun weiter angefacht. Die Funken könnten bald auch auf seine beiden entzündlichen Nachbarn übergreifen. Dann aber steht die ganze Region in Flammen.

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