
Azubi-Auswahl bei der Bahn: Der Online-Test ersetzt die Note nicht
Die Deutsche Bahn sucht Azubis ab sofort via Online-Test. Das Schulzeugnis soll keine Rolle mehr spielen. Gerecht ist das jedoch auch nicht, meint Marc Röhlig.
Die Schulnote hat ausgedient – zumindest wenn es nach der Deutschen Bahn geht. Das Unternehmen schafft bei seinen Bewerbern die Vorauswahl per Zeugnisnote ab. Stattdessen soll ein neuer Online-Test „Stärken und Fähigkeiten des Einzelnen“ offenbaren. Die Vermutung, dass die Methode gleiche Chancen für alle bringt, könnte sich jedoch als Trugschluss erweisen. Ein virtueller Geschicklichkeitstest mag dem Einzelnen die Chance geben, seine Talente in einem bestimmten Bereich zu präsentieren. Gleichwohl kann er im Test an anderer Stelle auflaufen. Am Ende brilliert der, der es verstanden hat, auf allen Gebieten die bestmögliche Leistung zu bringen.
Nichts anderes aber sollen Schulnoten: Sie honorieren Motivation und machen Leistung sichtbar. Auf der Strecke bleiben die, die nicht gut genug waren – da spielt es dann keine Rolle, ob Noten oder Clicks bei einem Online-Test die Grundlage waren. Die Bilanz eines Zeugnisses wird durch den virtuellen Geschicklichkeitstest nicht aufgehoben.
Die Bahn scheint das zu ahnen und redet sich raus: Pflichtbewusstsein zähle eben manchmal mehr als die Eins oder Vier in Mathe. Das mag stimmen. Was aber auch stimmt: Jedem Personaler ist der Azubi am liebsten, der beides mitbringt – Pflichtbewusstsein und die Eins.