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Auf einem großen Display wird US-Präsident Donald Trump gedankt.

© REUTERS/Hannah Mckay

Donald Trumps Triumphzug in Nahost: Der diplomatische Rammbock hatte mit seiner Methode Erfolg

Der Deal zwischen Israel und der Hamas ist brüchig. Die große Bewährung kommt noch. Und dennoch ist es ein Erfolg. Vor allem für einen.

Christian Tretbar
Ein Kommentar von Christian Tretbar

Stand:

Für Donald Trump ist das viel mehr wert als ein Friedensnobelpreis. Denn fast eine halbe Million Menschen jubelt, als der Name Donald Trump in Tel Aviv bei einer zentralen Kundgebung auf dem Platz der Geiseln genannt wird. Er ist der gefeierte politische Held der Stunde in Israel.

Die politische Herangehensweise von Donald Trump ist schwierig. Innenpolitisch in den USA sogar demokratiegefährdend, aber in Konflikten wie im Nahen Osten kann er verbarrikadierte Türen öffnen, als eine Art diplomatischer Rammbock fungieren, der Bedenken wegstößt. Dass diese Methode nicht überall klappt, sieht man im Krieg Russlands gegen die Ukraine. Dort prallt die Trumpsche Wuchtbrumme an Putins Eis ab. Aber im Nahen Osten hat er Erfolg.

Und das muss man einfach anerkennen. Dass, wenn auf den letzten Metern nichts mehr schiefgeht, wirklich alle noch lebenden Geiseln und, sofern sie überhaupt zu finden sind, die toten Geiseln endlich nach Hause zurückkehren, ist ein riesiger politischer Erfolg und ein internationaler Glücksmoment. Verbunden damit ist auch ein langersehntes Ende der Kampfhandlungen in Gaza.

Trump hat etwas geschafft, was bisher ohne Erfolg blieb

Trump wird am Montag erst in der Knesset, dem israelischen Parlament sprechen und dann nach Ägypten zur feierlichen Unterzeichnung des Abkommens weiterreisen. Und ja, er wird vor Genugtuung und Stolz nicht richtig laufen können. Aber sei es drum, denn er hat es allen Lagern gezeigt.

Ihm werden die politischen Herzen der ultrarechten israelischen Regierungsvertreter nicht zufliegen, denen er mit dem Deal eine Rote Karte gezeigt hat. Und die Europäer dürften auch recht kleinlaut sein. Denn Trump hat etwas geschafft, was keiner von denen hinbekommen hat bisher: einen zumindest vorerst funktionierenden Deal.

Die nächste Bewährungsprobe steht aber schon bevor. Denn der zweite Teil des Deals ist vielleicht der ungleich schwierigere. Da geht es um die politische Zukunft des Gaza-Streifens – und den Kern des Deals für Israel, nämlich die Entwaffnung und den Rückzug der palästinensischen Terrororganisation Hamas.

Diese hat bereits erklärt, dass sie einer Entwaffnung nicht zustimmen werde. Aber was genau heißt Entwaffnung eigentlich? Jedes Gewehr oder nur die Aufgabe der militärischen Infrastruktur? Und selbst wenn die Hamas dem doch zustimmen sollte. Kann man ihr trauen? Bleiben nicht doch Waffendepots versteckt? Und: Wer überwacht das alles? Wer ist vor Ort, um eine neue Ordnung aufzubauen?

Hier wird viel auf die arabischen Nachbarn ankommen, die ihrerseits auch historische Wege gegangen sind für diesen Deal. Aber es wird auch wieder viel auf Trump und die USA ankommen. Denn der Druck auf die USA, den Deal militärisch noch stärker zu überwachen, dürfte größer werden.

Der Deal ist das Beste, was derzeit zu bekommen ist

Israel geht mit dem Deal auf jeden Fall ein hohes Risiko ein, denn aus den israelischen Gefängnissen kommen nicht nur ungefährliche Palästinenser frei, die dort aus politischen Motiven saßen, sondern ehemalige aktive Hamas-Terroristen. Und ohne eine Entwaffnung der Hamas könnte die Terrororganisation sich mit diesen Leuten wieder neu verstärken.

Doch abseits all dieser Bedenken und Zweifel, die bei diesem Deal bleiben, ist er das Beste, was man mit Blick auf Nahost derzeit bekommen kann. Es ist eine echte Chance für die ganze Region. Und es sollte Mut machen, dass scheinbar aussichtslose internationale Konflikte lösbar sind. Und zwar dann, wenn man ungewöhnliche Wege einschlägt, ohne die eigene Linie zu verlieren, wie es Trump getan hat. Der Deal kam zustande, weil Trump fest an der Seite Israels stand und damit leichter rote Linien definieren konnte.

Der Deal zeigt auch, dass es nicht auf ein einziges Land ankommt zur Lösung großer Konflikte, sondern auf die internationale Gemeinschaft. Denn auch Trump hätte die Vereinbarung ohne die arabischen Staaten nicht einfädeln können. Und selbst die Europäer spielten eine Rolle, weil sie finanzielle Hilfen zugesagt haben. Damit wird der Deal zu mehr als dem alleinigen Triumphzug von Donald Trump. Er ist eine internationale Chance und damit auch eine Verpflichtung für die Zukunft.

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