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Meinung: Eskalation im Nahen Osten: Sterben im Heiligen Land

Israels Ministerpräsident Ehud Barak hat seine Worte und seine Kampftaktik gewechselt. Er spricht nicht mehr von "Zurückhaltung", sondern von "angemessener Reaktion".

Israels Ministerpräsident Ehud Barak hat seine Worte und seine Kampftaktik gewechselt. Er spricht nicht mehr von "Zurückhaltung", sondern von "angemessener Reaktion". Er lässt noch mehr Panzergeschosse und Raketen abfeuern. Und weiß als kriegserfahrener Ex-General, dass die Zahl der palästinensischen Toten wächst. Politisch höchst unangenehm ist für ihn der Tod des deutschen Arztes Harald Fischer. In Baraks militärischer Sicht jedoch unterscheidet sich Doktor Fischer wenig von den mehr als 200 getöteten Palästinenser, die allesamt noch in der Periode der "Zurückhaltung" umgekommen waren. Für Barak zählen vor allem die zwei Dutzend israelischen Todesopfer. Ihre Zahl entscheidet über die israelische Kampftaktik - und über Baraks politisches Überleben. Jassir Arafat bringt Fischers Tod, so zynisch das klingt, erheblichen politischen Nutzen - mehr als Dutzende palästinensische Opfer, wenn auch weniger als das Sterben des 12-jährigen Muhammed vor laufender Kamera vor mehreren Wochen. Immer mehr Leid, ohne dass sich eine Lösung des Konflikts abzeichnet - oder wenigstens ein neuer Dialog darüber. Solange die Palästinenser ihre Unabhängigkeit mit Gewalt erzwingen wollen, solange Israel "zurückhaltend" oder "angemessen" reagiert, solange also geschossen statt verhandelt wird, geht das Sterben im Heiligen Land weiter - und breitet sich wohl noch aus.

cal

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