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Streit um Sterbehilfe in Italien: Fehlendes Bewusstsein

Der erste Versuch scheiterte am Staatspräsidenten, der nicht unterschreiben wollte. Jetzt soll’s – formal – ordentlich laufen: Am heutigen Dienstag wird Italiens Parlament ein Gesetz durchpeitschen, mit dem Premier Berlusconi sich einen Ruf als oberster Lebensschützer und Papstgetreuer erwerben, vor allem aber den des starken Mannes festigen will, der sich um Regeln einen Dreck schert, wenn es gilt, das Gute zu tun.

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Der erste Versuch scheiterte am Staatspräsidenten, der nicht unterschreiben wollte. Jetzt soll’s – formal – ordentlich laufen: Am heutigen Dienstag wird Italiens Parlament ein Gesetz durchpeitschen, mit dem Premier Berlusconi sich einen Ruf als oberster Lebensschützer und Papstgetreuer erwerben, vor allem aber den des starken Mannes festigen will, der sich um Regeln einen Dreck schert, wenn es gilt, das Gute zu tun. In diesem Fall: das Leben von Eluana Englaro zu retten, die seit 17 Jahren ohne Bewusstsein ist. Über die Frage von Anfang und Ende des Lebens kann und muss diskutiert werden. Über die politische Dimension des Verfahrens kaum. Staatspräsident Napolitano unterschrieb Berlusconis Dekret nicht, weil er die Gewaltenteilung verletzt sah. Aber auch das neue Gesetz wird verfassungswidrig sein, weil es rückwirkend eine Entscheidung des höchsten Gerichts kassieren soll. Es geht nicht um Hilfe in letzter Minute, wie der Premier behauptet – ein Sterbehilfegesetz wartet seit Jahren. Es geht ihm darum, an Englaros hilflosem Körper generalzuproben, wie weit dehnbar die Grenzen des Rechtsstaat sind. Dass der Vatikan diesem Zynismus applaudiert, gibt nach der Piusbrüder-Affäre erneut Grund zu zweifeln, ob man dort im 21. Jahrhundert angekommen ist. ade

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