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Fragen und Antworten in Hessen: Grünenchef Tarek al-Wazir (links) und Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).

© dpa

Grüne in Hessen: Tarek und das "Schreckgespenst"

Lange wollte der hessische Grünenchef Tarek al-Wazir nichts von der CDU und Volker Bouffier wissen. Das ändert sich im jetzigen Regierungspoker.

Es hat Zeiten gegeben, da verweigerte er den Handschlag. 2008 war das, und der hessische Ministerpräsident hieß Roland Koch, einer der harten Christdemokraten aus einem streng konservativen CDU-Landesverband. Koch ließ damals „Ypsilanti, Al-Wazir und die Kommunisten stoppen“ plakatieren, was Tarek Al-Wazir als fremdenfeindlich empfand und weshalb er Koch bei einer Veranstaltung nicht per Handschlag begrüßte. Jetzt, 2013, sieht die Welt anders aus.

Al-Wazir ist auf dem Weg, mit Kochs Nachfolger Volker Bouffier eine schwarz-grüne Koalition zu schmieden. Entschieden ist das noch nicht, aber vieles deutet darauf hin, dass die Christdemokraten den Grünen am Freitag Koalitionsgespräche anbieten werden und diese am Samstag zustimmen. Es ist ein komplizierter Koalitionspoker in Hessen, in dem Al-Wazir eine entscheidende Rolle spielt.

Al-Wazir ist eine Art Urgestein im Hessischen Landtag. Seit 1995 sitzt der in Offenbach geborene Sohn einer Deutschen und eines Jemeniten im Landtag. Viermal war er Spitzenkandidat der Grünen. Er kämpfte für Rot-Grün, aber es langte nie. Auch jetzt wieder nicht. In kleinen Schritten distanzierte er sich von den Sozialdemokraten, nie laut, dröhnend, auch nie so, dass es zu einem offenen Schlagabtausch gekommen wäre, aber spürbar und leise. Er pflegt ein gutes Verhältnis zum hessischen SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel, aber die CDU ist kein schwarzes Tuch mehr für ihn. „Volker Bouffier ist kein Schreckgespenst“, sagte er im Sommer.

Koch war das schon. Dessen Unterschriftenkampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft 1999 ist dem 42-jährigen Al-Wazir, dessen Großonkel Anführer der ersten jemenitischen Revolution, für zwei Wochen sogar König des Jemen war und später enthauptet wurde, noch gut in Erinnerung. Aber die Zeiten sind vorbei. Denn auch Bouffier, der durchaus auch der Typus harter Landes-Innenminister war, machte nach seinem Wechsel ins Ministerpräsidentenamt eine kleine Metamorphose zum „Landesvater“ durch.

Al-Wazir hat seit der Landtagswahl bis jetzt klug agiert, nie überdreht, sich nicht verzockt. Aber die eigentliche Bewährungsprobe folgt erst noch, wenn hessische Christdemokraten und Grüne tatsächlich über eine Koalition verhandeln sollten. Al-Wazir hat keine Berührungsängste mehr, aber ob seine Parteibasis die auch verloren hat, ist ungewiss.

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