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DIW: Gut beraten von Bert Rürup

Bert Rürup räumt im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung auf – der Präsident muss gehen. Bislang hatte Klaus Zimmermann auf Kohl gemacht und jede Krise ausgesessen.

Am Ende ist der Autokrat am eigenen Starrsinn gescheitert. Und natürlich am selbstherrlichen Gebaren, das zu diesem Typus ebenso gehört wie das Gefühl der Unantastbarkeit. Mehr als elf Jahre lang durfte Klaus Zimmermann das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) leiten. Das war deutlich zu lange. In Scharen flohen die guten Leute aus dem Haus; Image und Reputation haben gelitten, das größte deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut ist nicht mehr beteiligt am Gemeinschaftsgutachten. Und Zimmermann ging mit Steuergeldern um, wie es ihm passte. Jedenfalls ermittelt die Staatsanwaltschaft seit knapp einem Jahr gegen ihn wegen des Verdachts auf Untreue.

Deutlich schneller arbeitet Bert Rürup. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise hatten ihn die Geldgeber des Instituts – das Land Berlin und der Bund – vor zehn Monaten als obersten Aufseher an die Spitze des Kuratoriums berufen. Der Retter in der Not hat gut gearbeitet und Zimmermann zur Aufgabe bewegt. Das war nicht einfach, denn bislang hatte Zimmermann auf Kohl gemacht und jede Krise ausgesessen. Nicht mit Rürup. Dem haben die Erfahrungsberichte seines Professorenfreundes Seidler gereicht, den Rürup als Geschäftsführer ins DIW geschickt hatte. Nach wenigen Wochen gab Seidler auf: Vernünftige Zusammenarbeit mit Zimmermann nicht möglich.

Das hatten auch schon diverse Vorgänger berichtet. Doch das Kuratorium des Instituts wollte sich keinesfalls mit dem Ökonomen anlegen, dessen Expertise geschätzt wird und der die Medien so füttert wie Franz Beckenbauer. Sie haben Zimmermann machen lassen – als er mit ein paar hunderttausend Euro deutscher Steuergelder ein Institut in Washington aufbaute; als er das DIW für viel Geld von Berlin-Dahlem nach Mitte umsiedelte; als ein Fachmann nach dem anderen die Konjunkturabteilung verließ und das DIW schließlich aus dem Kreis der Wirtschaftsforschungsinstitute herausfiel, die im Auftrag der Regierung das Gemeinschaftsgutachten erstellen. Eine Blamage.

Und das Kuratorium? Im Tiefschlaf. Bestenfalls. Oder doch eher eine Riege von Hampelmännern und -frauen, die sich den Konflikt mit Zimmermann nicht trauten? Dabei sitzen Staatssekretäre aus Bund und Land in dem Gremium, ferner eine ehemalige Ministerin, Professoren, Pharmamanager und Banker. Sie alle haben versagt und die Interessen der Steuerzahler verraten, dessen Geld Zimmermann verbraten hat. Auch der sogenannte Verein der Freunde des DIW hat dem Institut keinen Freundschaftsdienst geleistet, indem er Zimmermann einfach gewähren ließ. Rürup hat nun gezeigt, wie man’s richtig macht.

Das war Teil eins der Mission des ehemaligen Wirtschaftsweisen. Nun muss er einen Nachfolger finden, der das Institut wieder in die Spur bringt. Einen Wissenschaftler mit Renommee, einen Manager mit Führungsstärke, einen Kollegen mit Integrationskraft. Auf keinen Fall einen Profilneurotiker, der zuerst an sich selbst, dann an sein Konto und erst an dritter Stelle an das DIW denkt.

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