PORTRÄT SCHARIF SCHEICH AHMED PRÄSIDENT SOMALIAS:: „Ich habe den schwierigsten Job der Welt“
Ob Scheich Scharif Scheich Ahmed das neue somalische Parlament hinter sich gebracht hat, war bei Redaktionsschluss noch nicht ganz klar. Aber er lag im ersten Wahlgang deutlich in Führung.
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Ob Scheich Scharif Scheich Ahmed das neue somalische Parlament hinter sich gebracht hat, war bei Redaktionsschluss noch nicht ganz klar. Aber er lag im ersten Wahlgang deutlich in Führung. Scharif Ahmed hat die somalische Übergangsregierung seit 2009 geführt.
Der gemäßigte Islamist und frühere Geografielehrer war bis 2006 Sprecher der sogenannten Islamischen Gerichtshöfe, deren bewaffneter Arm Al Schabaab noch immer wichtige Teile in Zentral-Somalia unter Kontrolle hält. Unter den Islamischen Gerichtshöfen herrschte im gesetzlosen Somalia, wo es seit dem Sturz des Diktators Siad Barre 1990 keine funktionierende Regierung mehr gegeben hatte, für ein halbes Jahr so etwas wie Frieden. Dann marschierte mit dem Segen des Westens die äthiopische Armee ein – und ein neues Kapitel Kämpfe, Gewalt und Hunger begann. Mit der Übergangsregierung um Scharif Ahmed wollten die afrikanischen Nachbarstaaten, aber auch westliche Geberländer zur Befriedung Somalias beitragen. Der Übergangspräsident hat Truppen der Afrikanischen Union ins Land eingeladen, um zumindest über die Hauptstadt Mogadischu wieder die Kontrolle zu übernehmen. Dort fand am Montag auch die historische Präsidentenwahl statt, nachdem Stammesälteste zuvor ein 245-köpfiges Parlament bestimmt hatten.
Der schärfste Konkurrent des Präsidenten war im ersten Wahlgang Hassan Scheich Mohamed, der erst 2011 die neue Partei für Frieden und Entwicklung gegründet hat. Zuvor hat er unter anderem für Unicef in Somalia gearbeitet. Scharif Ahmeds Regierung war hoffnungslos korrupt. Ein UN-Bericht hat erst wenige Wochen vor der Wahl darauf hingewiesen, dass 70 Prozent der für den Wiederaufbau vorgesehenen Mittel nicht mehr auffindbar waren. Hassan Mohamed hat dagegen den Ruf, „sauber“ zu sein. Ebenfalls noch im Rennen waren Abdulkadir Osoble, ein früherer Kommunalpolitiker aus Mogadischu, und der aktuelle Premierminister Abdiveli Gaas. Beide waren abgeschlagen.
Ob die Korruption Scharif Ahmed letztlich das Amt kosten würde, hing davon ab, ob es Hassan Mohamed gelingen würde, einen Teil der 18 ausgeschiedenen Präsidentschaftskandidaten und ihre Stimmen zu gewinnen. Da jedoch 60 Prozent der Parlamentarier auch schon dem Übergangsparlament angehört hatten, hatte Scharif Ahmed im zweiten Wahlgang ebenfalls gute Chancen, die Macht zu sichern. Dagmar Dehmer
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