PORTRÄT EMMANUELLE MIGNON SARKOZYS BERATERIN:: „Ich war schon immer konservativ“
Während manche Mitarbeiter des französischen Präsidenten diskret ihre Fühler zu Personalberatern ausstrecken, um für die Zeit nach einer eventuell verlorenen Wahl vorzusorgen, kehrt Emmanuelle Mignon aus der Privatwirtschaft in den Stab ihres früheren Patrons zurück. Neben Guillaume Lambert, dem bisherigen Kabinettschef im Elysée-Palast, wird die 43-Jährige das Wahlkampfbüro des Kandidaten Sarkozy leiten.
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Während manche Mitarbeiter des französischen Präsidenten diskret ihre Fühler zu Personalberatern ausstrecken, um für die Zeit nach einer eventuell verlorenen Wahl vorzusorgen, kehrt Emmanuelle Mignon aus der Privatwirtschaft in den Stab ihres früheren Patrons zurück. Neben Guillaume Lambert, dem bisherigen Kabinettschef im Elysée-Palast, wird die 43-Jährige das Wahlkampfbüro des Kandidaten Sarkozy leiten. Lambert wird der für Kundgebungen, Reisen und Termine verantwortliche Organisator sein, sie der Kopf, der für Sarkozys Wahlkampf Ideen, Argumente und Programm liefern soll.
In dieser Funktion hatte Mignon schon einmal Sarkozys Weg zum Erfolg geebnet. 2007 schrieb sie das Wahlprogramm, mit dem er zum Präsidenten gewählt wurde. Von ihr stammt das Schlagwort von der „rupture“, dem Bruch, den Sarkozy damals verhieß, um das in traditionellen Strukturen erstarrte Frankreich zu reformieren. Nach dem Wahlsieg machte Sarkozy sie zu seiner Kabinettsdirektorin. Doch nach langen Auseinandersetzungen mit ihrem Rivalen im Kampf um das Ohr des Präsidenten, dem damaligen Generalsekretär des Elysée-Palastes und heutigen Innenminister Claude Guéant, warf sie Ende 2009 das Handtuch. „Man belügt den Präsidenten“, beschuldigte sie ihre Gegner in Sarkozys Entourage. Nach einem Zwischenspiel beim Staatsrat heuerte sie bei Europacorp an, der Produktions- und Vertriebsgesellschaft des Filmemachers Luc Besson. Ende Dezember erinnerte sich Sarkozy der Verdienste, die sich Mignon um ihn erworben hatte.
2002 hatte Sarkozy als damaliger Innenminister eine juristisch qualifizierte Mitarbeiterin gesucht, die sich über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus für seine politischen Ambitionen einsetzen sollte. Die unverheiratete, streng katholisch erzogene Arzttochter mit den Diplomen gleich zweier Elitehochschulen sowie der nationalen Kaderschmiede ENA erwies sich als richtige Wahl. Mit Energie ging sie an die Arbeit. Kein Vorschlag wurde Sarkozy unterbreitet, den sie nicht selbst geprüft und für gut befunden hätte. Die Wutanfälle, zu denen sie sich hinreißen ließ, sind Legende. Reformen der Verfassung, der Territorialverwaltung und von Rundfunk und Fernsehen gehen auf sie zurück. Aber auch Äußerungen zur Stellung der katholischen Kirche, mit denen sie das laizistische Frankreich provozierte. Sie sei eben, wie sie sagte, schon „immer konservativ“ gewesen. Hans-Hagen Bremer
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