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Meinung: Im Korsett

Es sind die ersten Wahlen in Libanon ohne syrische Truppen im Land. Und ohne offensichtliche syrische Einmischung in die Politik des Nachbarlandes.

Es sind die ersten Wahlen in Libanon ohne syrische Truppen im Land. Und ohne offensichtliche syrische Einmischung in die Politik des Nachbarlandes. Damit sind es die freiesten Wahlen seit 30 Jahren. Und zumindest im sunnitischen Lager hat die Ermordung von ExPremier Rafiq Hariri auch die politische Landschaft nachhaltig verändert. Sunnitische Politiker der alten Regierung, die Syrien nahe stehen, treten im sunnitisch dominierten Beirut erst gar nicht an. Sie rechneten sich keine Chance aus angesichts des Volkszorns, der die syrischen Besatzer für den Mord mit verantwortlich machte und sie schließlich aus dem Land fegte. Alles scheint auf einen Wahlsieg von Hariris Sohn Saed hinauszulaufen, der in guter alter Politiktradition des Landes die Führung der „Zukunft“-Bewegung von seinem Vater übernommen hat. Doch dieses Plebiszit für den ermordeten Hariri bedeutet noch nicht, dass der Reformwind der vergangenen Monate auch in politische Reformen mündet. Denn gewählt wird weiterhin entlang konfessioneller Linien. Das Proporzsystem legt der Politik ein starres Korsett auf, welches das Entstehen nationaler Parteien verhindert. So werden an den kommenden Wahlsonntagen die Schiiten im Süden und die Christen in den Bergen ihre Vertreter wählen. Erst nach den Wahlen wird sich zeigen, ob der Wille bei allen Konfessionsgruppen da ist, endlich nachzuholen, was seit dem Ende des Bürgerkriegs verpasst wurde: Politik im nationalen Interesse. an.

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