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Zeit für ein schlechtes Gewissen: Der Internationale Frauentag ist leider immer noch kein Tag zum Feiern
Schauen wir auf Vorstände und Aufsichtsräte, oder auch auf die Regierungen – es ist ein Kampf. Unverändert. Dabei gibt es den Frauentag seit mehr als 100 Jahren.

Stand:
Was hat Angola mit Kambodscha gemeinsam? Und mit Madagaskar? Den 8. März als Feiertag: Es ist der Internationale Frauentag.
Aber wie weit wir davon entfernt sind, das feiern zu können. Unverändert ein Kampf, voran um Einsicht. Wer ist die Mehrheit im Land? Es sind nicht die Männer.
Als wäre die Gleichstellung der Geschlechter ein Privileg. Nein, ist es nicht. Sondern ein Grundrecht. Und was haben die Frauen davon?
Frauen verdienen immer noch weniger als Männer, übernehmen den Großteil der Sorgearbeit, sind dafür aber in Führungspositionen unterrepräsentiert. Und wie!
Die Albright-Stiftung hat die Lage aufs Neue untersucht: Am 1. März 2025 sind die Vorstände der 160 deutschen Börsenunternehmen in DAX, MDAX und SDAX mit 561 Männern und 138 Frauen besetzt. Das ist eine Frau mehr als vor sechs Monaten, ein Frauenanteil von 19,7 Prozent. Kurz: Das ist weit entfernt von der Mehrheit. Und von Angemessenheit.
Auch bei der Zahl der Frauen an der Unternehmensspitze gibt es derzeit kaum Fortschritte. Nach wie vor sind rund 96 Prozent der Vorstandschefs und 93 Prozent der Aufsichtsratsvorsitzenden Männer. Was für Mehrheiten.
Achtung: Altersarmut!
Ganz oben, ganz unten: „Es kann nicht sein, dass Frauen am Ende ihres Erwerbslebens in Altersarmut landen“, sagt Jutta König vom Sozialverband Deutschland. Was oft genug geschieht.
Der 8. März könnte der Tag sein, an dem die Politik sich auch hier etwas vornimmt – für ein „Sondervermögen Frau“. Unbezahlte Hausarbeit ist doch demütigend.
Den Internationalen Frauentag gibt es seit mehr als 100 Jahren. So lange schon! Außerdem wurde er von einer Deutschen erfunden: von der Frauenrechtlerin Clara Zetkin. Sie schlug ihn 1910 beim II. Kongress der Sozialistischen Internationale in Kopenhagen vor. Aber nicht als Sonderrecht – als Menschenrecht!
Die Verpflichtung ist groß. Das braucht eine emanzipierte Gesellschaft: Gleiche Löhne, bessere Renten, eine faire Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit. Frauenrechte sind kein Gedöns, sondern soziale Gerechtigkeit.
Die kommende Koalition könnte nun immerhin darin groß werden. Wenn schon der Frauenanteil im Bundestag der Tatsache nicht Rechnung trägt, dass Frauen die Mehrheit in der Bevölkerung stellen, dann vielleicht in der Regierung? Schön wär’s.
Und wenn ein Feiertag zur Finanzierung abgeschafft werden muss: nicht der Frauentag. Der macht den Mächtigen wenigstens ein schlechtes Gewissen.
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