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Friedrich Merz im zerstörten Irpin.

© dpa / Efrem Lukatsky

Irrlichternder CDU-Chef : Rechts geblinkt und dann mit Karacho gegen die Wand

Friedrich Merz wirft ukrainischen Flüchtlingen „Sozialtourismus“ vor, um sich kurz darauf zu entschuldigen. Ein bisschen zumindest. Ein unwürdiges Schauspiel.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Friedrich Merz benimmt sich gerade wie ein Junge, aber nicht mal wie ein großer, der mit dem Hintern einreißt, was er zuvor mit den Händen aufgebaut hat.

Aufgebaut hat er, dank präziser Oppositionsarbeit – die er ja kann, noch von früher -, dass ihn die Wähler vielleicht doch für fähig halten, irgendwann mal Kanzler zu werden. Merz lag in der jüngsten Beliebtheitsumfrage schon vor Robert Habeck, und der galt ja nun wirklich lange als der grüne Heilsbringer.

Aber das wird auch schon wieder Geschichte sein, also nicht das mit Habeck, sondern das mit Merz. Die nächste Umfrage kommt bestimmt. Denn Merz hat wieder einen Satz rausgehauen, von dem man denken kann, er hätte sich das eine oder andere Wort bei denen von ganz Rechts ausgeliehen.

Um, ja, was zu erreichen? Den rechten Rand an die Union zu binden?

Wie unchristlich ist das denn, so zu reden!

Wenn das der Trick gewesen sein soll, dann geht das nach hinten los; nach unten in den Umfragen auch. Die Union ist doch nicht schlicht, nicht blöd rechts – die ist konservativ. Und sozial. Und liberal. Alles das jedenfalls will sie sein.

Dazu passt das nicht: Wer aus der Ukraine flieht, nach Deutschland, dass der ein „Sozialtourist“ sein soll, ein schreckliches Wort – wer das behauptet, wie der Oppositionsführer, muss es sowieso vor allem erst einmal belegen. Und wie unchristlich ist das denn, so zu reden! Wer vor einem Krieg flieht, als ob der – oder die – das tut, um hier Arbeitslosengeld-II-Zahlungen zu profitieren. Ach iwo.

Diese Sicht ist echt extrem. Merz gibt seinen Gegnern Futter. Zurecht findet der alte grüne Haudegen Jürgen Trittin, dass der Christdemokrat damit den Mob am rechten Rand bedient.

Es ist doch andersherum vollkommen richtig, sozial, ethisch, dass die Bundesregierung entschieden hat, ukrainische Flüchtlinge nicht nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu behandeln. Und wo bleibt denn auch sonst die vielbeschworene Solidarität mit dem geschundenen ukrainischen Volk?

Übrigens eine Solidarität, die besonders verlangt wird von – genau, Merz. Dass er zurückrudert, sprachlich wirklich rudert, hin und her, um den Begriff irgendwie aus der Welt zu bringen, macht das Ganze nicht besser. Diese „Wenn, dann“-Entschuldigung: Wenn sich jemand verletzt fühlen sollte, dann – der Mann der klaren Worte, als den er sich selber bezeichnen würde –, hätte einfach mal sagen sollen, dass sein Gerede krasser Unsinn war.

Auch diese Geschichte, dass es ein noch größeres Problem werden könnte, wenn alle die russischen Kriegsverweigerer, die sich hier melden, aufgenommen werden und Asyl erhalten – ja du lieber Gott, das kann doch kein Christdemokrat ernsthaft sagen. Denken auch nicht.

Werden diese Russen nicht aufgenommen, was denen dann blüht, ist doch klar. Ansonsten werden sie gezwungen, Ukrainer umzubringen. Ist das also jetzt „Asyltourismus“?

Nein, nein, Schluss damit. Nicht Opposition ist Mist, wie ein großer Sozialdemokrat vor vielen Jahren sagte, sondern das, was manche daraus machen. Umgekehrt ist es: Wenn die Opposition was Gutes daraus macht, sehen alle, dass sie die Regierung im Wartestand ist. Und ihr Chef ein Kanzleraspirant. Da kann Friedrich Merz gerade mal wieder von vorne anfangen.

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