Wagenknecht, Chavez und Merkel: Kein Vergleich
Das Faszierende des Hitler-Vergleichs lag stets darin, dass er sich niemals abzunutzen schien: Die Keule splitterte nicht, auch wenn sie noch so inflationär geschwungen wurde. Das funktionierte lange gut, weil der Vergleich zwar seinem historischen Kontext entrissen war, aber nicht seiner moralischen Wucht.
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Das Faszierende des Hitler-Vergleichs lag stets darin, dass er sich niemals abzunutzen schien: Die Keule splitterte nicht, auch wenn sie noch so inflationär geschwungen wurde. Das funktionierte lange gut, weil der Vergleich zwar seinem historischen Kontext entrissen war, aber nicht seiner moralischen Wucht. Als die damalige deutsche Justizministerin den amerikanischen Präsidenten mit Hitler in einen Zusammenhang brachte, schrieb Kanzler Schröder in seinem Brief an Bush: „Ich möchte Dir versichern, dass an meinem Kabinettstisch niemand Platz hat, der den amerikanischen Präsidenten mit einem Verbrecher in Verbindung bringt.“ Schröder schrieb nicht, dass ein solcher Vergleich historischer Unsinn sei. Als die türkische Zeitung Anadolu“da Vakit schrieb „Merkel ist der zweite Hitler“ verstand jeder worum es ging – um Beleidigung, nicht um historische Aufklärung. Hitler war zum Synonym für „Schweinehund“ geworden. Doch nun ist etwas passiert, dass der Anfang vom Ende des Hitler-Vergleichs sein dürfte: Der historische Kontext ist zurückgekehrt. Als der venezuelanische Präsident Angela Merkel in einen Zusammenhang mit Hitler brachte, verteidigte EU-Kommissionspräsident Barroso die Kanzlerin als „große Demokratin“, während die Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht die Äußerung als „historisch korrekt“ bezeichnte. Doch wörtlich genommen, historisch und ideologisch, ist der Vergleich zu nichts zu gebrauchen. Historisch ist nur Hitler wie Hitler. mos
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