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Leserbrief zu Politik und Sprache: Inhaltlich falsch und auch gefährlich
Unsere Leserin kritisiert eine Rhetorik von „Zerstörung, Verlust, Niedergang“ in der Berichterstattung über die Koalitionsparteien und fordert, „Unterschiede sachlich herauszuarbeiten“. Und wie sehen Sie’s?
Stand:
Ich beziehe mich auf den Artikel „Generaldebatte im Bundestag: Bei der Rente zeigen sich die Risse zwischen Union und SPD“. Ich finde die Rhetorik von „Rissen zwischen Union und SPD“ hier inhaltlich falsch und auch gefährlich.
Inhaltlich falsch, weil sie suggeriert, es hätte zwischen den beiden erwähnten Parteien je ein Band aus einem Guss gegeben, das nun – oder seit einem gewissen Zeitpunkt – durch einen Riss zerstört sei. Das ist aus meiner Sicht nicht so. Ich finde eher, dass sich am Thema Rente beispielhaft ein inhaltlicher Unterschied zwischen beiden Parteien zeigt, der per se nichts Schlechtes ist, sondern der im Sinne einer demokratischen Auseinandersetzung besprochen und verhandelt werden sollte.
Solche inhaltlichen Unterschiede gleich als „Risse“ zu bezeichnen und damit den Eindruck von Zerstörung, Verlust, Niedergang zu implizieren, finde ich wiederum gefährlich, denn es schadet aus meiner Sicht dem aktuell eh negativen politischen und gesellschaftlichen Klima und dem Vertrauen in gewählte Vertreter:innen. Ich finde nicht, dass wir uns das aktuell leisten können. Ich fände es besser, die Unterschiede sachlich herauszuarbeiten und die emotionale Beurteilung den Lesenden zu überlassen.
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