Mehr Historisches, bitte: Kritik der Jubiläumsausgabe

Ihre Jubiläumsausgabe zum 80. Geburtstag hat mich enttäuscht. Es ist ja in Ordnung, nicht nur zurückzuschauen, sondern aus diesem Anlass auch Fragen an die Zukunft zu stellen. Aber in einer Jubiläumsausgabe nahezu die ganze erste Hälfte mit Essays zu den verschiedensten Fragestellungen an die Zukunft zu füllen, die genauso gut in jeder Ihrer Wochenendausgaben Platz finden können, ist übertrieben und auch schade für den Platz.

Danach folgen noch 8 (!) Seiten großformatige Fotos, interessant, aber nicht 8 ganze Seiten einer Jubiläumsausgabe ausfüllend. Dafür musste nun aus Platzgründen im Schnelldurchlauf ein stichprobenartiger Rückblick über einige der wichtigsten Ereignisse aus den letzten 80 Jahren erfolgen, die Miniabbildungen der ausgewählten Titelseiten waren nutzlos, weil nicht entzifferbar.

Nützlicher wären einige ausgewählte Artikel zu besonderen Ereignissen gewesen, auch Kommentare zum Beispiel von Chefredakteuren oder Lokalchefs wie Karl Silex und Günther Matthes, den Sie überhaupt nicht würdigen, dabei hat er über Jahrzehnte den lokalen Ruf Ihrer Zeitung begründet und geprägt, ein Beispiel vom „Am Rande bemerkt“ wäre angemessen gewesen, an ihn zu erinnern, oder wie im Fall Karena Niehoff ihn ausführlicher zu würdigen.

Die „Leser fragen-Chefredaktion antwortet“-Beiträge waren informativ und ragen in einer ansonsten fast pflichtgemäss, aber seelenlos zusammengestellten Jubiläumsausgabe heraus. Die große Vorfreude auf eine Sonderausgabe „80 Jahre Tagesspiegel“ wurde nicht belohnt. Sie ist dem Anlass kaum gerecht geworden angesichts der gleichermaßen stadthistorischen und publizistischen Bedeutung Ihres Blattes in 80 Jahren Berlin-Geschichte. Wilfried Mommert, Wilmersdorf

Hier die Antwort aus der Redaktion auf den Leserbrief