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Lesermeinung: Abkehr vom Bürgerwillen

Konsortien für Landtagsbau erhalten Zuschuss zu Planungskosten, 25.6.

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Konsortien für Landtagsbau erhalten Zuschuss zu Planungskosten, 25.6.

„Es wäre eine Bausünde wie das Potsdam-Center geworden“, hieß es aus der Experten-Jury, als im September 2007 die Konsortien ihre Architekturentwürfe einreichten. Ein Desaster für Rainer Speer, der für die Ausschreibung federführend war und ist. Heute wissen wir, dass die eigenmächtigen Entscheidungen des Ministers die Brandenburger Bürger zwei Millionen Euro kosteten. Geld, dass für den historischen Wiederaufbau des Knobelsdorffbaus dringend benötigt wird und nun in die Taschen der Bieterkonsortien fließt, die für Herrn Speer „Papiermüllplanungen“ anfertigten. Wäre der Minister seiner Pflicht, die Meinung der Bürger zu respektieren (eine Mehrheit der Potsdamer hatte sich in einer Forsa-Umfrage für die historische Fassade ausgesprochen) nachgekommen, hätten unter anderem die Planungen für das historische Treppenhaus, erste Formen annehmen können. Nun aber werden jedem der sechs Bieterkonsortien Entschädigungen gezahlt. Speers Äußerungen, dass man zwar „schöne Treppen“ haben werde, das Treppenhaus von Knobelsdorff aber nicht bezahlen könne, offenbaren vor dem Hintergrund der Millionenentschädigungen die mutwillige Abkehr vom Bürgerwillen. In der Folge hatte der Minister verkündet: „Aus der hohen Beteiligung an der Bürgerbefragung folgt die Verpflichtung, mit dem Votum konstruktiv und verantwortungsbewusst umzugehen.“ Dieser selbst auferlegten Verpflichtung ist er bis heute nicht nachgekommen. Sollte Herr Speer hingegen die Worte des Ministerpräsidenten respektieren, bestände neue Hoffnung. Herr Platzeck hatte auf den einzigartigen Stellenwert des Gebäudes für das Stadtgefüge verwiesen und gesagt, dass „vom Stadtschloss aus Potsdam komponiert worden ist“! Mit der Würdigung dieser Worte, wäre das nächste Desaster aus dem Hause Speer, der für den Wiederaufbau das „Niveau des Braunschweiger Schlosses“ favorisiert, noch abzuwenden. Es besteht die Hoffnung, dass sich die Konsortien im zweiten Versuch hundertprozentig an Knobelsdorff orientieren. Sollte hingegen die Absicht des Ministers, den Innenhof weiterhin modern zu gestalten aufrechterhalten bleiben, würde Herr Speer endgültig einen unwiederbringlichen Schaden für die Stadt und das Land Brandenburg zu verantworten haben. Das seine bisherigen Fehler von der Allgemeinheit beglichen werden, ist für einen Finanzminister unwürdig. Ein Betontrakt mit historischem Anstrich unverzeihlich.

Jan Rinsis Ludwig, Potsdam

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