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Lesermeinung: Auf der falschen Fährte?

Zu: „Gespenstisch“, 16.3.

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Zu: „Gespenstisch“, 16.3.

Leider liegt der Autor im gesamten Artikel auf der falschen Fährte. Es ging keinesfalls um ein „Engagement gegen Nazis“ oder „den Holocaust“, auch thematisierten wir in keiner Sekunde das „Dritte Reich“ oder den „Nationalsozialismus“. In der Diskussionsrunde nach der Filmvorführung, an der sich ein Großteil der Zuschauer beteiligte, kam das erfreulicherweise sehr gut zum Tragen. Warum der Autor nicht erkannte, dass es um den Versuch ging, neue Fragen an das Thema zu stellen, bleibt im Dunkeln. Stattdessen wird herablassend über die Äußerungen in der Diskussion geschrieben, tiefgründige Ansichten, wie die von Walter Nowojski, dem Herausgeber der Tagebücher Viktor Klemperers beigefügt und die durchweg lobenden Worte der Diskutierenden, verschwiegen. Von einer objektiven Berichterstattung wird abgesehen, persönlicher Geschmack in den Vordergrund gestellt.

Eine Verfälschung der Tatsachen ist es, wenn behauptet wird, dass die „Amateurfilmemacher“ kein Vertrauen in Medien und Kritik hätten. Eine „trotzige Antihaltung“, die „der Jugend“, die Fragen stellt, gern angelastet wird, ist nicht im Geringsten zu erkennen gewesen. Auch scheint der Autor die Diskussion gar nicht verfolgt zu haben: Unsere Aufgabe ist es, zu vermitteln, und nicht, Lösungen vorzugeben und uns über alles andere zu erheben!

In der Diskussionsrunde gab es dafür viel Bestätigung, von „Grusel“, wie es unsachlich heißt, keine Spur. Es ist ein denkwürdiges Zeugnis für einen Journalisten, wenn sich dieser bei einer solchen Thematik an Tonproblemen (diese traten zum erstenmal bei einer Vorführung auf und das entschuldigte ich auch) oder Filmdetails aufhält, wo von vornherein klar ist: Hier sind Amateure, die fast zwei Jahre unter immensem Arbeitsaufwand und nur aus Idealismus versucht haben, das, was sie bewegt, für andere Menschen zugänglich zu machen und neue Sichtweisen anzubieten. Wenn lediglich beste Technik dazu befähigen soll, sich mit Problematiken auseinander zu setzen, dann wäre genau das ein gefährlicher Rückfall in ein nur allzu bekanntes „Was hätten wir tun sollen?“. Es ist armselig, das Thema nicht zu begreifen und dann aufgrund von technischen (Un-)Möglichkeiten ein Denken auch anderen vorenthalten zu wollen.

In seiner scharfsinnigen Analyse der Diskussion im Film selbst, in der „endlos Phrasen gedroschen werden“ vergisst der Autor, mehr als nur pubertäres Rebellieren zu unterstellen und zu überlegen, warum diese Leute im Film denn „labern“. Es gehört doch nicht viel dazu, hier Archetypen zu erkennen, Kritik an Gesprächskultur festzustellen. Ein jeder konnte das, trotz des teils schlechten Tons.

Ich möchte den Lesern ans Herz legen, sich auf unserer Homepage www.antiheldentod.de ein eigenes Bild zu machen.

Patrick Braun, per E-Mail

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