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Lesermeinung: Ausbau der L 40: Kein Lärmschutz für Kienwerder an kerzengerader Strecke

Zu: „Tempo 80 auf der Ortsumgehung abgelehnt“, 19.6.

Stand:

Zu: „Tempo 80 auf der Ortsumgehung abgelehnt“, 19.6. 2010

So, so, das Land lehnt eine Geschwindigkeitsbeschränkung bei der Durchfahrt durch Stahnsdorf ab. Das Land findet, dass kein Flüsterasphalt notwendig ist. Und warum findet das Land das?

Weil man bei den Berechnungen davon Ausgeht, dass keine Grenzwerte überschritten werden, die eine Belastung für Anwohner bedeuten könnte.

Man stelle sich vor: Das Land baut eine „Autobahn“ (vierspurig, kerzengerade) durch einen Ort mit 15 000 Einwohner und geht davon aus, dass die vorbeifahrenden Lastwagen, Motorräder und Autos sich schon an Tempo 100 beziehungsweise 80 halten werden.

In Berlin hingegen gibt es lange Autobahnabschnitte, auf denen nur mit Tempo 60 gefahren werden darf – zum Schutz der anwohnenden Bürger. Meines Wissens hat dies der Nutzung dieser Straße bisher keinen Abbruch getan. Und was macht Brandenburg? Dort wird eine Trasse gewählt, die im Raumordnungsverfahren als die für Mensch und Umwelt am wenigsten geeignete bezeichnet wird. Trotzdem und trotz aller Proteste, wird die Planung an über Jahre mit allen Mitteln weitergetrieben. Hierbei schreckt man auch vor Manipulation nicht zurück.

So wird kurzer Hand das Gebiet eines ehemaligen Truppenübungsplatzes, über das eine Trassenalternative geführt hätte, plötzlich als „ökologisch besonders wertvoll“ gemeldet. Auf der anderen Seite wird das „Harte Fenn“, eines der letzten intakten tiefreichenden Moore in Brandenburg geopfert. Man erinnere sich an all die schönen Reden von Ministerin Tack zu der Bedeutung und dem hohen Schutz den Moore in Brandenburg erhalten sollten, auch wegen der voranschreitenden Versteppung. Noch ein Beispiel gefällig? Auf Grund des begonnenen Ausbaus der L40 wird seit Jahren tagtäglich eine große Zahl an Lkw und Pkw durch Güterfelde geschleust. Ein Zustand, der die Anwohner des Ortes so zermürbt hat, dass sie sich überwiegend nun diese Straße wünschen, die sie alle einst abgelehnt hatten. So also lässt sich Volkes Wille lenken! Da man den Bürgern durch nun gezeigt hat, wie wenig Interesse man an deren Wohl hat, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass es jetzt auch keinen Schutz vor dem Lärm der Straße gibt. Stattdessen ist man dabei, die Gemeinde vollends zu verschandeln.

Stellen Sie sich vor, sie bekommen fünf Minuten hinter ihrem Haus eine Autobahn und noch eine 5,50 Meter hohe Sichtblende dazu, damit sie das Elend, das ihnen das Land angerichtet hat, nicht sehen müssen. Leider können Sie aber auch nichts anderes mehr sehen. Zwischen Kienwerder und Güterfelde, hat das Land gleich ganz auf Lärmschutzmaßnahmen verzichtet. Solche Maßnahmen kosten aber Geld.

Stattdessen bietet das Land großzügig auf Wunsch und bei rechtzeitiger Anmeldung den Bürgern an, den Zustand der betroffenen Häuser zu dokumentieren. So kann man dann später, Schadensersatz einklagen.

Unabhängig von der Frage, wer diese Straße eigentlich benötigt, wo doch acht Kilometer weiter südlich eine sechsspurige Autobahn, den Verkehr problemlos aufnehmen könnte. Da stellt sich mir die Frage: Wer braucht eigentlich eine solche Landesregierung, der das Wohl der Bürger außer ein paar warmen Worten bei Sonntagsreden nichts wert ist?

Karl Schwarz, Stahnsdorf - Ortsteil Kienwerder

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