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Teuer in Tempelhof. Die neue Landesbibliothek (im Bild: einer der beiden Siegerentwürfe) ist mit 270 Millionen Euro viel zu billig kalkuliert.

© Simulation: promo

Lesermeinung: "Berlins Landesbibliothek ist eine Investition in die Zukunft"

Der Gastbeitrag von Prof. Dr. Alexander Grossmann, der den Neubau der Zentralen Landesbibliothek für unnötig hält, sorgte für eine kontroverse Debatte. Hier antwortet ihm Benjamin Scheffler von der ZLB-Leitung.

Prof. Dr. Alexander Grossmann hält den Neubau für die größte Öffentliche Bibliothek Deutschlands, die Berliner ZLB, für unnötig – weil er selbst seit 10 Jahren keine Bibliothek mehr nutzt und sich „alles aus dem Internet“ besorgt. Nun sind nicht alle Berliner in derselben glücklichen Lage wie Prof. Dr. Grossmann, sich alles kaufen zu können, was sie lesen oder hören möchten oder zu ihrer beruflichen Weiterbildung benötigen! Allein in die Kinder- und Jugendbibliothek der ZLB kamen im letzten Jahr 148.000 Besucher: Familien mit ihren Kindern, Jugendliche, Schülergruppen, die dort Hausaufgaben machen oder sich auf ihre MSA-Prüfungen oder das Abitur vorbereiten. SchülerInnen aller Altersgruppen und Schulformen kommen zur kostenlosen Hausaufgabenhilfe am Nachmittag oder nutzen für ihre Referate und Präsentationen die Datenbanken im Lernzentrum. Prof. Dr. Grossmann bekommt solche Medien sicher kostenlos an seinem Arbeitsplatz oder in der Universitätsbibliothek zur Verfügung gestellt. Die finanziellen Verhältnisse vieler Berliner sind genauso beengt wie die Wohnverhältnisse. Viele SchülerInnen haben keinen eigenen, ruhigen Arbeitsplatz. Es fehlen zuhause nicht nur die benötigten Medien (manchmal sogar der Internetanschluss!), sondern auch eine anregende Lernumgebung und ausreichend Platz.

Und nicht nur SchülerInnen brauchen Bibliotheken, sondern auch Familien mit lesehungrigen Kindern, die ihre Freizeit sinnvoll gestalten wollen. All das leisten die Bezirksbibliotheken an der Basis und hierzu ergänzend und erweiternd die ZLB mit ihrem großen Medienangebot. Aber unter welchen Bedingungen? Ca. 500 Besucher hat die Kinder- und Jugendbibliothek der ZLB täglich. Diese drängeln sich im Lauf des Nachmittags auf 400m² - so ‚groß‘ ist die Kinder- und Jugendbibliothek nämlich. Nach den aktuellen DIN-Normen als zeitgemäße Bibliothek benötigte sie 2.400m².

Das führt zu Kompromissen nach dem Motto „eng, aber gemütlich“, aber auch dazu, dass die ZLB täglich an ihre Grenzen kommt. Hier Abhilfe zu schaffen durch einen geeigneten Neubau, ist nicht obsoleter Größenwahn einer überkommenen Institution, die keiner braucht, sondern eine Investition in die Zukunft der Bildungslandschaft in dieser Stadt – für alle, auch die, die nicht über ein ausreichendes Einkommen verfügen.

Benjamin Scheffler
ZLB / Leitung Kinder- und Jugendbibliothek

Benjamin Scheffler

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