Lesermeinung: „Beschämend, wenn Menschen so an den Pranger gestellt werden“
Zum Leserbrief „Verweigerer bestrafen!“, Thema: Kleinmachnower Feuerwehr lässt sich nicht gegen „Schweinegrippe“ impfen 3.
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Zum Leserbrief „Verweigerer bestrafen!“, Thema: Kleinmachnower Feuerwehr lässt sich nicht gegen „Schweinegrippe“ impfen 3.11. 2009
Eine Demokratie zeichnet sich durch garantierte Grundrechte der Bürger aus. So steht es uns frei, unsere Meinung in Wort, Schrift und Bild zu äußern und zu verbreiten. Ein Recht, von dem der Leserbriefschreiber ausführlich Gebrauch gemacht hat. Ein Recht, das aber dann auf Grenzen stößt, wenn es die Freiheit der Andersdenkenden einschränkt.
Zunächst bleibt festzuhalten, dass es lobenswert ist, wenn Mitbürger ihr Recht auf Mitbestimmung wahrnehmen. Es ist lobenswert, wenn Menschen um Aufklärung ihrer Mitmenschen bemüht sind, wenn sie ihre moralische Verantwortung für das Gemeinwohl laut sagen. Es ist lobenswert, wenn in einer Zeit der panikartigen Angstschürung vor der neuen Grippe, Menschen sich zu schützen suchen. Somit ist es auch verständlich, dass Hysterie unter einem Teil der Bevölkerung herrscht, wenn einerseits offizielle Stellen vor einer Pandemie, Kritiker der Impfung aber vor deren massiven Nebenwirkungen warnen. Beachtenswert bei aller Panik sollte die Impfgrundsituation in Deutschland bleiben: Es gibt grundsätzlich keine Impfpflicht, sondern nur Impfempfehlungen. Und so funktionieren Schutzimpfungen also immer nur auf freiwilliger Basis. Auch Eltern können frei entscheiden, ob sie ihre Kinder impfen lassen möchten.
Nun weist der Leserbriefschreiber nicht etwa auf diese Situation hin oder fordert den Schutz seiner Mitbürger, nein er greift an. In dem Brief fordert er Verdammung, Bestrafung, Lohnkürzung der Kameraden in der Kleinmachnower Feuerwehr. Nachdenklich erscheint, ob der Briefeschreiber auch so vehement die Verdammung seiner Mitmenschen in anderen Zeiten gefordert hätte, in Zeiten, in denen Pest und Cholera oder andere die Menschheit durch die Menschheit ausrottende Epidemien auf der Tagesordnung standen.
Beschämend, wenn Menschen so diffamiert werden, wenn sie – aus gefühltem Unrecht – an den Pranger gestellt werden. Menschen, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit tagtäglich zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit sind, ehrenamtlich ihr Leben für das der anderen Menschen zu geben. Menschen, die ihr Helfen nicht vom Grad der Reinlichkeit oder der Gefahr abhängig machen.
Kathrin Heilmann, Kleinmachnow
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