Lesermeinung: „Brockes“ steht für Besonderheit
Die Zahlen sollen entscheiden26.10.
Stand:
Die Zahlen sollen entscheiden
26.10. 2007
Den PNN war zu entnehmen, dass laut einem Gutachten, an dem es „deutlichen Korrekturbedarf“ gibt, die Nutzung des Brockeschen Hauses als Museum teurer wird, als beim alten Rathaus. Wieso bekommt die Öffentlichkeit unfertige Kostenrechnungen präsentiert? Was soll damit erreicht werden? Aus diesem Anlass möchte ich einige Gedanken zur Eignung des Brockeschen Hauses als Potsdam-Museum übermitteln. Ich wohne seit 30 Jahren in Potsdam und bin durch meine ebenso lange Tätigkeit in der SPSG mit der Geschichte Potsdams und der Schlösser befasst. Wie viele andere Potsdamer war auch ich von der Idee begeistert, im Brock''schen Haus das Museum unterzubringen. Seit langer Zeit forsche ich über den Namensgeber und ehemaligen Besitzer und über dessen Produkte. Der Zufall wollte es, dass ich in diesem Sommer eine Anzahl interessanter Neuigkeiten zu Brockes erhielt, nicht zuletzt durch die Nachfahren der Familie. Dadurch gibt es neue Anhaltspunkte für die weiteren Forschungen. Allgemein bekannt ist, dass das Haus einem erfolgreichen Luxuswarenhändler und Hofhandwerker, dem Glasschleifer, -schneider und -händler Johann Christoph Brockes gehörte.
Wohlhabend war er durch seine Kronleuchterproduktion für Friedrich II. und für das Potsdamer Bürgertum geworden. Wer weiß das in Potsdam? Wo wird das den Touristen präsentiert? Wer weiß, dass es in Potsdam eine Glashütte gab, mit deren Produkten sich die berühmtesten Museen der Welt schmücken, angefangen vom Berliner Kunstgewerbemuseum bis zum Metropolitan Museum of Art New York? Johann Kunckel von Löwenstern ist eine der wichtigsten Personen der „Glaswelt“, er arbeitete in der Potsdamer Hütte, war Alchimist des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und Erfinder des Goldrubinglases. Er hat das wichtigste Buch über die Glasherstellung veröffentlicht. Wo wird das in Potsdam dokumentiert? Warum soll nicht das Haus, welches für diese wichtige Facette der Potsdamer Geschichte steht, Stadtmuseum werden? Der Name „Brockes“ ist Synonym für Bürgerfleiß, Bürgerstolz, Berühmtheit und Besonderheit. Mit diesem Pfund kann man doch wuchern und ein Museumsforum mit diesem Haus entstehen lassen. Das Terrain hinter dem Haus bietet sich dafür an und Museen sind in der Nähe. Warum will Potsdam ein altes Rathaus, das es in jeder Stadt gibt und welches sich im speziellen Fall wieder hinter einem Schloss verstecken muss, zum Museum machen? Das Brock''sche Haus ist durch seine Architektur und Geschichte einmalig! Warum nicht mit diesem Alleinstellungsmerkmal werben? Die Voraussetzungen sind geschaffen, die Potsdamer davon begeistert, das hat der große Besucherandrang am Tag des offenen Denkmals bewiesen. Ich hoffe sehr auf eine Entscheidung für dieses einmalige Bürgerpalais!
Dr. Käthe Klappenbach, Potsdam
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