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Lesermeinung: „Brüskierung des Ehrenamtes“

Ortschronisten das Lesen beigebrachtLandesweit wurden die Ortschronisten wurden durch die Brandenburgische Historische Kommission und das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA) in das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte eingeladen – zum „Tag der Orts- und Landesgeschichte“. Die Ministerin grüßte und dankte den Ortschronisten eingangs für ihre Arbeit.

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Ortschronisten das Lesen beigebracht

Landesweit wurden die Ortschronisten wurden durch die Brandenburgische Historische Kommission und das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA) in das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte eingeladen – zum „Tag der Orts- und Landesgeschichte“. Die Ministerin grüßte und dankte den Ortschronisten eingangs für ihre Arbeit. Nach vielen Jahren erinnern sich nun die Hauptamtlichen erstmals der ehrenamtlich arbeitenden Ortschronisten. Aber dass die Veranstaltung nicht hielt, was sie versprach, zeigten bereits die ersten drei Vorträge.

Die Brandenburgische Historische Kommission, die ein Interesse an der Orts- und Regionalgeschichte nie zu signalisieren vermochte, bot angeblich fachliche Unterstützung der Professionellen für die Ehrenamtlichen an und bereits der zweite Vortragende legte langatmig dar, dass ein Ortsjubilläum ohnehin beliebig gewählt und gefeiert wird.

Welch ein Erkenntniszuwachs durch einen Professionellen! Die Datierungsmethode der Dendrochronologie erklärte er nicht, benutzte sie aber immer wieder. Für uns Zuhörer wäre dies wohl zu anspruchsvoll gewesen – wie schade.

Der dritte Vortragende, der methodisch zu helfen versprach, wies die Zuhörer darauf hin, dass bei den Quellen auch die Fußnoten, Anmerkungen und Einführungen zu lesen seien. Aus ganz Brandenburg angereiste, jahrelang arbeitende Ortschronisten, mussten sich am Sonntagvormittag erklären lassen, wie man richtig liest. Sind die meisten gerade deshalb nach Potsdam gekommen, um sich so belehren zu lassen? Sich zur Organisation und zum Zeitplan dieser Veranstaltung zu äußern, verbot der Anstand.

Wie sieht die Praxis eines Ortschronisten aus? Konkret: Nach meinen letzten Recherchen im Museum Nürnberg sandte mir eine dortige Mitarbeiterin eine Meldung aus der dortigen Tageszeitung zu, meine Recherche betreffend. Das half mir in meiner Arbeit weiter. Solche Post bekam ich aber von den (Brandenburger) Veranstaltern, etwa der Historischen Kommission, bislang nicht. Inwiefern die hier beschriebene Veranstaltung nun eine Hilfe sein sollte, blieb mir verborgen. Diese Veranstaltung zeigte eher, wie groß die Distanz zwischen den Hauptamtlichen, Etablierten und den ehrenamtlich Arbeitenden in unserer Gesellschaft auch auf diesem Gebiet geworden ist. Gut gemeint ist auch hier das Gegenteil von gut gemacht.

Dieser Umgang mit Ehrenamtlichen war für mich brüskierend. In den nächsten 364 Tagen muss sich der Ortschronist wieder auf seine Motivation und die Mitstreiter und Interessierten vor Ort verlassen. Das hat sich bewährt. Dabei werden nicht nur Versprechen gemacht, sondern auch gehalten.

Dr. Dr. Markus Vette,

Ortschronist Töplitz/Werder

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