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Lesermeinung: Bunt und fröhlich

Eigentlich sollte der erste Beitrag der Landjugend auf dem CSD 2004 richtig zünftig ausfallen: Trecker und Hänger waren bestellt. Mit Ironie und einem zwinkernden Auge wollten die jungen Frauen und Männer des Arbeitskreises LesBiGayT aus Elbe Elster, Ostprignitz Ruppin, dem Havelland und Oberhavel auf das Landleben, ihre Probleme als junge Lesben und Schwule und auf die Abwanderung aufmerksam machen.

Stand:

Eigentlich sollte der erste Beitrag der Landjugend auf dem CSD 2004 richtig zünftig ausfallen: Trecker und Hänger waren bestellt. Mit Ironie und einem zwinkernden Auge wollten die jungen Frauen und Männer des Arbeitskreises LesBiGayT aus Elbe Elster, Ostprignitz Ruppin, dem Havelland und Oberhavel auf das Landleben, ihre Probleme als junge Lesben und Schwule und auf die Abwanderung aufmerksam machen. Leider kam es nicht dazu, denn der von einem Landwirt angebotene Trecker hatte keine Papiere. Die Enttäuschung schlug dennoch in Freude um: Der Verein „andersartig e.V.“ aus Potsdam gewährte den Jugendlichen Asyl. Gemeinsam zogen Jung und Alt aus Brandenburg die acht Kilometer lange Strecke durch die Bundeshauptstadt und feierten mit den Zuschauern. Die Teilnahme der Landjugendlichen am CSD war in mehrfacher Hinsicht eine Premiere. Zum ersten Mal beteiligte sich der Landjugendverband an dieser Demonstration, zum ersten Mal gab es ein Landjugend Wochenende in Zusammenarbeit mit dem schwullesbischen Jugendnetzwerk Lambda und für einige Teilnehmer war es das erste Mal, dass sie sich unbeschwert in der Öffentlichkeit zeigen konnten. Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren von der Atmosphäre in Berlin begeistert. Diese Stimmung sollte aber nicht über die Probleme junger Lesben und Schwuler besonders im ländlichen Raum hinweg täuschen. Vor und während ihres Coming outs fühlen sie sich häufig einsam und hilflos, Beratungs und Unterstützungsangebote – in Berlin Alltag – fehlen. Schwierigkeiten gibt es dann, wenn Eltern, Freunde und Cliquen das Schwul oder Lesbischsein ablehnen. Die Intoleranz der Umgebung, z.B. wenn ein gleichgeschlechtliches Paar durch das Dorf oder die Kleinstadt spaziert, wird immer wieder als Grund für den Wegzug angeführt. Auch institutionelle Intoleranz wird immer wieder einmal spürbar, u.a. dann, wenn die Verwaltung eines evangelischen Kirchenkreises die Nutzung einer Jugendeinrichtung für die Treffen des Arbeitskreises LesBiGayT ablehnt. Inzwischen organisiert die Landjugend mit dem AK LesBiGayT in Zusammenarbeit mit dem Jugendnetzwerk Lambda Jugendtreffs in Brandenburg. Das Angebot der Landjugend richtet sich auch an interessierte Jugendclubs, Schulen und Sozialarbeiter. Im Rahmen von Bildungsveranstaltungen oder Projekttagen kann dieses sensible und tabubehaftete Thema besprochen werden. Seit mehr als zwei Jahren behandelt der Landjugendverband dieses Thema im Rahmen seiner Jugendgruppenleiterschulungen. Internet: www.bbl online.com Dirk Budach, Teltow

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