Lesermeinung: Chinesische Mandarinente in Potsdam eingebürgert
Wiederholt kann man in den letzten Monaten durch die Medien erfahren, dass sich Ochsenfrosch, Geierschildkröten, Marderhund u.a.
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Wiederholt kann man in den letzten Monaten durch die Medien erfahren, dass sich Ochsenfrosch, Geierschildkröten, Marderhund u.a. durch Einwanderung bzw. Aussetzen, der einst käuflich erworbenen oder illegal eingeführten possierlichen Tierchen, verstärkt ausbreiten. So wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts 57 nicht heimische Vogelarten in Deutschland nachgewiesen. In Potsdam hat sich die Mandarinente (Aix galerieculata), die sich bei vielen Potsdamer Bürgern einer großer Beliebtheit erfreut, seit Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts angesiedelt. Die Heimat von Aix galerieculata, die zur Gruppe der Glanzenten gehört, ist Ostasien (China, Korea, östl. Russland). Bevorzugte Bruthabitate sind bewaldete Inseln und ruhige Gewässerabschnitte, wo dichtes Laubholz bis nahe an die Ufer tritt. Hier brütet sie vorzugsweise in Baumhöhlen oder an dicht bestockten steilscharigen Uferböschungen. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Mandarinente nach Europa eingeführt und wird seitdem als Ziervogel in Zoos und durch Züchter gehalten. Über England, Holland und Schweden gelangte diese bunte Ente mit den auffallenden orangefarbenen „Segelfedern“ (Männchen) nach Deutschland. Auch die, seit 1960 auf den Berliner Gewässern beobachteten Einzelexemplaren gehen auf Einbürgerung zurück. Erstmals unternahm O. Heinroth 1910, seinerseits Direktor des Berliner Aquariums, einen planmäßigen Einbürgerungsversuch, vom Berliner Zoo aus. Die Population, die sich in der Nähe des Berliner Zoos ansiedelte, entwickelte sich zunächst sehr gut. Hohe Verluste durch Ratten und Nachstellungen durch den Menschen in der Nachkriegszeit (1. Weltkrieg) bewirkten das Erlöschen der Ansiedlung. Von 1960 bis Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden in Berlin einzelne Individuen beobachtet. 1976 wurde der Bestand im Tiergarten auf 45 bis 50 Mandarinenten geschätzt. Im gleichen Jahr wurden in den Parkanlagen von Berlin-Köpenick fünf Paare mit gestutzten Flügeln ausgesetzt, die nach der ersten Mauser abwanderten. Seit 1980 werden diese Exoten in Potsdam, im Rahmen der internationalen Wasservogelforschung, durch die Schülerarbeitsgemeinschaft „Junge Ornithologen“, jeweils im November, Januar und März gezählt. In den ersten Jahren waren es zwei bis vier Individuen. Nach der politischen Wende nahm diese Art sprunghaft zu. Von neun Individuen (1991) bis 111 Individuen (2000). Im Februar 2002 wurden vom Wohngebiet Zentrum Ost/Nuthe aufwärts bis nach Rehbrücke durch W. Mädlow (Potsdam) 194 Mandarinenten erfasst. Wie sich die Bestandsentwicklung der Mandarinente von 1980 bis 2000 in Potsdam vollzog und über erste Erkenntnisse im Verhalten dieser Art außerhalb der Brutzeit, wird in der Jahresbroschüre des NABU Kreisverbandes „Havelland“ Potsdam e.V., Naturschutzmitteilungen 2003/2004 in einem Beitrag berichtet. Dr. Witt (Berlin), der die Entwicklung dieser schönen Exoten ebenfalls seit vielen Jahren begleitet und 2002 eine bundesweite Zusammenfassung veröffentlicht hat, kommt auf ca. 437 Individuen für Berlin und Potsdam. Manfred Miethke, Potsdam
Manfred Miethke
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