Lesermeinung: „Das falsche Vorbild“
Zu: „Kein Länderchef wollte zum Volkstrauertag“, 16.11.
Stand:
Zu: „Kein Länderchef wollte zum Volkstrauertag“, 16.11. Der Bundesratspräsident, Brandenburgs, Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), hat nicht an der Kranzniederlegung an der Gedenkstätte in Berlin und an der Feierstunde im Bundestag zum Volkstrauertag teilgenommen. Herr Platzeck befand sich im Urlaub. Er wurde nicht vertreten. Der Kranz blieb bis nach der Veranstaltung schlicht liegen. Viele Menschen unseres Landes haben der Opfer von Krieg, Hass und Gewalt am Volkstrauertag gedacht. Von vielen Veranstaltungen ist ein Zeichen der Versöhnung ausgegangen. Verbundenheit stand im Mittelpunkt so mancher Rede. Umso unverständlicher ist es, dass der Platz des Bundesratspräsidenten, des zweiten Mannes im Staat, bei der zentralen Veranstaltung leer blieb. Herr Platzeck hat seine persönlichen Dinge, seinen Urlaub, über die Pflicht gestellt. Für mich ist es eine klare Fehlentscheidung. Er wusste seit langem, dass er das Amt des Bundesratspräsidenten auf Zeit ausüben wird. Dann muss er seine Jahresplanung darauf abstimmen. Alles andere ist Unvermögen, fehlende Sensibilität für das Anliegen dieses Tages oder bewusstes Signal. Das Amt des Bundesratspräsidenten ist halt nicht „Geschäft wie üblich“. Ich halte es zudem für Missmanagement, wenn Herr Platzeck nicht in der Lage ist, seine Vertretung zu organisieren. Diese Panne der Verwaltung des Bundesrates anzulasten, halte ich für unpassend. Sich in den Sessel des Präsidenten für Medienauftritte zu setzen, genügt halt nicht; mit der Funktion übernimmt man auch Verantwortung. Daraus die Schlagzeile zu machen, „Kein Länderchef wollte zum Volkstrauertag“ geht an der Sache vorbei. Die anderen Ministerpräsidenten sind ihrer Pflicht nachgekommen. Es mag an der mangelnden Kommunikation des brandenburgischen Ministerpräsidenten oder an der fehlenden Überzeugungskraft seiner Argumente gelegen haben. Am Ende, wenn sich kein Vertreter findet, stechen eben die Pflicht und die persönliche Teilnahme. Viele Träger von Verantwortung in diesem Land handeln nach dieser Maxime. Im Ergebnis steht für mich fest: Herr Platzeck hat hier ein schlechtes Vorbild abgegeben. Sigrid Enser, Stahnsdorf
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: