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Lesermeinung: Der „gute Geist“ des St. Joseph-Krankenhauses

Zu: „9142 Arbeitslose in Potsdam“, 3.12.

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Zu: „9142 Arbeitslose in Potsdam“, 3.12. Das verantwortliche Management des St. Josefs -Krankenhaus, die rheinländisch-katholische Alexianer-Bruderschaft, bescherte den mehr als 30 Angestellten die Kündigung als Weihnachtsgeschenk. Von arbeitgeberischen „Liebesmühen“ (wie bei Karstadt/Quelle oder Opel/Bochum ) haben die in potsDam Entlassenen nichts – wurde ihnen doch korrekt und in Einhaltung arbeitsvertraglicher Fristen gekündigt. Die Alexianer ließen die 500-köpfige Belegschaft ein wahres Wechselbad der Gefühle durchleben: Nach den gescheiterten Fusionierungsplänen folgte der hoffnungsvolle Beginn lange gehegter Bauvorhaben. Ganze zwei Monate währten Freude und Zuversicht. Es sind mehr als „nur“ 30 Einzelschicksale, weil die sich durch das persönliche Umfeld der Betroffenen vervielfachen. Unter den Betroffenen auch solche, die einen „ordentlichen“ Beruf erlernt haben und ihren Zivildienst im St. Josefs-Krankenhaus absolvierten. Mancher blieb dem Hause treu und nahm den Minderverdienst gegenüber dem erlernten Beruf in Kauf. Bei alledem erscheint ein Teil der „betriebsbedingten“ Kündigungen in, zumindest fragwürdigem, Licht. So betreffen diese Tätigkeiten, die für ein reibungsloses Funktionieren eines jeden Krankenhauses unverzichtbar sind. Beispielsweise der hausinterne Krankentransport. Sind diese so genannten „niederen“ Dienste überflüssig? Vielleicht, wenn man beabsichtigt sie nach dem biblischen Paulus-Wort „Einer trage des anderen Last“ anderen ohnehin schon überstrapazierten Mitarbeitern aufzubürden. Die hohe Wertschätzung, die dem renommierten St. Josefs-Krankenhaus von Patienten und deren Umfeld zuteil wurde, resultierte, neben anderen positiven Kriterien, aus: Der stets von diesem Haus ausgehendem guten Geist christlich-motivierter, liebevoller Zuwendung in der Krankenversorgung. Dieser das Haus erfüllende gute Geist wurde von all den ungezählten Laienkräften - in welcher Dienststellung sie auch für die Kranken tätig waren - bis in die heutigen Tage, nicht zuletzt auch von jenen mitgetragen, für die es am Neujahrstag keine erste Schicht mehr geben wird. In einer von materialisierten Ungeist beherrschten Welt von heute, unter oft vermeintlichen „Zwängen ökonomischer Gegebenheiten“, stehen nun Caritas, also „barmherzige Nächstenliebe“ gegen Kommerz, in ungleichem Widerstreit. Dabei bleibt das mitmenschliche Gespür auch schon mal auf der Strecke. Der viel gelobte „gute Geist“ des St. Josefs-Krankenhaus wird in dessen Mauern wohl weiter wehen. So lange zumindest, bis sich das Management nicht wieder einmal als von allen guten Geistern verlassen erweist. Gerhard Kaczmarek, Potsdam

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